Neues Album von Mariah Carey : Nach sieben Jahren ist die Diva zurück

Nach rund sieben Jahren Schaffenspause könnte man guten Gewissens von einem Comeback schreiben, würde es nicht um Mariah Carey gehen. Einerseits pausiert eine Diva nicht in ihrer Berufung, eine Diva zu sein, andererseits feiert sie jährlich so etwas wie ein Comeback.

Es soll Menschen geben, die sich den Tag nach Halloween im Kalender eintragen, als den Tag, an dem die Vorweihnachtszeit, besser bekannt als die Carey-Season, beginnt.

Es ist die Zeit, in der Jahr für Jahr die Carey aufgetaut wird, um wieder die Charts mit diesem einen Hit zu dominieren: „All I Want For Christmas Is You“. Der 1994 veröffentlichte Song wurde inzwischen weltweit über drei Milliarden Mal gestreamt und soll über 100 Millionen Dollar eingespielt haben. Und in jeder Festtagssaison klingelt wieder die Kasse.

Die elf Lieder umfassende Platte beginnt dann aber mit dem generischen Popsong „Mi“, in dem die Carey, die neben ihrem Diven-Dasein unbedingt auch für ihre Selbstironie bekannt ist, über, na klar, sich selbst singt.

Selbstheilung ohne Selbstzweifel

„I don’t care about much, if it isn’t about me“, mich kümmert wenig, wenn es nicht um mich geht, säuselt sie im Refrain samtweich und man überhört fast, wie viel Selbstermächtigung darin steckt, wenn sie unter anderem weiter summt, dass sie nicht abnehmen müsse, um gesehen zu werden.

Dass das Bildmaterial, das für Werbezwecke mit dem Album mitversandt wurde, eine stark von diversen Filtern ver(jüngt)fremdete Carey zeigt, ist in diesem Sinne wohl als Satire zu verstehen. Vielleicht glaubt sie auch wirklich, was sie da singt, und es ist schwer zu sagen, was schöner wäre.

Es ist angenehm, wie klassisch das Album aufgebaut ist. Mariah Carey verweigert sich Social-Media- und Streaming-Plattform-Trends. Ihre Lieder starten, alte Schule, mit reduzierten, instrumentalen Intros und bauen sich langsam auf. Klick-Gift, würden die einen sagen, gute Handwerkskunst, die anderen. Auf catchy, tanzbare Hooks verzichtet sie mehr oder weniger konsequent. Der Fokus liegt bei Carey auf den inhaltlichen Botschaften der Stücke. So banal die dann auch manchmal sind.

Tatsächlich setzt sie den Titelsong „Here For It All“ ganz ans Ende des Albums und gibt dann alles. Fast sieben Minuten lang schmettert, pfeift und trillert sie hier über mindestens vier Oktaven in Gospel-Manier inklusive False Ending und Beat Switch. Und schon wieder geht es um Liebe. Hier aber, ohne Frage, um die Liebe an das Leben. Man darf dankbar sein, dass eine Mariah Carey einen daran erinnert, wie schön das sein kann. Hallelujah!