Die Volleys müssen die erste Niederlage verkraften und fliegen aus dem Pokal

Ausgerechnet. Ausgerechnet jetzt, dürften die BR Volleys sich am Mittwochabend gedacht haben. als sie im Tiebreak gegen Friedrichshafen unterlagen. Es war die erste Niederlage in dieser Saison, die die Berliner einstecken mussten. Und dieser Moment kam zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, denn damit schieden sie im Halbfinale aus dem Pokal aus und haben keine Chance, um die erste Trophäe in diesem Jahr zu kämpfen.

Bereits in der letzten Saison waren sie überraschend früh ausgeschieden, deshalb hatte Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand deutlich gemacht, dass das Team in diesem Jahr um alle nationalen Titel mitkämpfen wolle. Dieses Ziel haben die Berliner verfehlt. „Die Enttäuschung ist groß“, sagte Niroomand, „das war ein typischen Phänomen, was den Sport letztlich so interessant macht: Die Psyche. Friedrichshafen hatte nichts zu verlieren und hat um sein Leben gekämpft. Sie haben das Herz in die Hand genommen. Uns gelang sehr wenig und selbst in den Sätzen, die wir gewonnen haben, hatte ich nicht das Gefühl, dass wir das Spiel kontrolliert haben.“

Die Volleys, die zuvor in 26 Spielen ungeschlagen waren, blieben am Mittwoch deutlich unter ihrem sonstigen Niveau. Außenangreifer Timothée Carle, der eine Angriffsquote von gerade einmal zehn Prozent vorzuweisen hatte, fand nicht ins Spiel und selbst Kapitän Sergej Grankin tat sich nicht wie gewohnt hervor. Anders sah es auf Seite der Gegner aus: Friedrichshafen ging zwar unter denkbar schlechten Bedingungen ins Spiel und musste aufgrund zahlreicher Ausfälle Änderungen in der Aufstellung vornehmen.

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Dies schien sie aber eher zu beflügeln: So überzeugte Diagonalangreifer Lukas Maase plötzlich im Mittelblock und Libero Nikola Pekovic, der erst kürzlich dazugestoßen war, zeigte die Emotionen, die man auf Berliner Seite vermisste. „Auf unserer Seite habe ich Energie und zugleich die nötige Ruhe vermisst, wenn der Gegner gut spielt“, sagte Trainer Cédric Énard. „Unsere Mannschaftsleistung hat nicht ausgereicht, um sich ein Finale zu verdienen.“

Auch Ruben Schott blieb mit einer Angriffsquote von zwölf Prozent unter seinem gewohnten Niveau.Foto: imago images/Nordphoto

Als es in den Tiebreak ging, standen die Berliner vor einer Drucksituation, die sie aus dieser Saison noch nicht kannten. Und das merkte man ihnen an: Sie wirkten zunehmend unkonzentriert und verunsichert und hatten besonders in der Annahme sowie in der Abwehr Schwierigkeiten. „Wir hatten nicht die Kraft, den Rückstand aufzuholen und wir haben es nicht geschafft, locker zu spielen“, sagte Niroomand. „Wir waren verkrampft und haben uns selbst spielunfähig gemacht.“

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Der VfB nutzte das aus und lief zur Höchstform auf. Insgesamt zeigten die Friedrichshafener die stärkeren Nerven und die bessere Körpersprache. Sie feierten jeden Punkt, spornten sich gegenseitig an und überzeugten im Angriff. Trainer Mark Lebedew sorgte für eine kleine Vorentscheidung, als er beim leichten Übertritt von Patch die Video-Challenge nahm und den Vorsprung auf 13:8 ausbaute. Sein Team zog damit ins Pokalfinale gegen die SVG Lüneburg ein. Die Volleys hingegen müssen sich schnell wieder sammeln, denn bereits am Samstag geht es gegen Frankfurt und in der nächsten Woche steht ein wichtiges Champions-League-Spiel gegen Novi Saad an. Viel Zeit bleibt nicht.