Berlins Kultur in der Sommerpause : Spielt doch mal weiter!

Sommerzeit heißt in Berlin: Still ruht der See. Ein paar Wochen lang verabschiedet sich der Kulturbetrieb weitgehend. Die großen Bühnen sind geschlossen, bis mit „Young Euro Classic“ (ab 4. August) und dem „Tanz im August“ (ab 9. 8.) die neue Spielzeit beginnt. Und das tut auch mal gut: keine Premieren, kein Termindruck. In Berlin wird oft genug am Limit produziert.

Aber man kann da auch anders argumentieren. Sind nicht viele Gäste in der Stadt? Hat man nicht gerade jetzt Zeit, sich etwas anzuschauen? Warum sind ausgerechnet im Sommer, wenn die Stadt am schönsten ist, in Berlin fast alle Theater dicht?

Die Berliner Festspiele kündigen für den Herbst und Winter ein prominentes Tanzprogramm an. Schon später im August unternehmen sie mit Rimini Protokoll eine Brandenburger Landpartie. Das Festspielhaus soll nun übers Jahr genutzt werden. Und mit „Performing Exiles“ haben sie im Juni ein neues Festival aufgelegt, das hoffentlich fortgesetzt wird. Da bewegt sich etwas, und das ist beim vergleichsweise beschränkten Budget der Berliner Festspiele beachtlich.

Sehr lange ist es her, in alten Westberliner Zeiten, dass es hier auch „Sommerfestspiele“ gab. Große musikalische Geschichten am Schloss Charlottenburg und an der Siegessäule, wenn die Erinnerung nicht trügt. Heute wirkt das vielleicht altmodisch, Rave-Partys und CSD können das besser und größer. Und das Geld im Kulturetat wird nicht mehr.

Rüdiger Schaper würde auch in den Ferien mal gern in die Oper gehen.

Trotzdem bleibt die Frage: Müssen in den Sommerferien wirklich immer alle großen Theater schließen? Warum macht nicht wenigstens ein Opernhaus ein Sommerprogramm? Da könnte man sich abwechseln. Die Berlinale hat auch schon einen Anfang gemacht mit Freiluftkino im Juli.

Und da könnte mehr daraus werden. Der Klimawandel dürfte auch den Kulturbetrieb beeinflussen. Wenn einmal immer mehr weniger Menschen im Sommer verreisen, weil der Süden verglüht und nicht alle Urlaub in Schweden machen wollen, entsteht hier eine neue Nachfrage nach Kultur im Sommer.

Griechenlands Wälder brennen. Im großen antiken Theater von Epidauros hat Frank Castorf jetzt „Medea“ inszeniert. 30 Grad noch um Mitternacht, vor 9000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Das klingt schon fast wie ein Endspiel. Und es erinnert daran, dass die Mythen und die Dramen aus der Katastrophe kommen.