Jacques Tardi mit Einhard-Preis geehrt

Der französische Comic-Autor Jacques Tardi(75) ist am Sonnabend mit dem Einhard-Literaturpreis 2021 ausgezeichnet worden. Tardi erhalte den Preis für die dreibändige Biografie seines Vaters „Ich, René Tardi, Kriegsgefangener im Stalag II B“, wie die Einhard-Stiftung im südhessischen Seligenstadt mitteilte.

Die alle zwei Jahre verliehene und mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ist benannt nach dem Berater und Biografen Kaiser Karls des Großen, Einhard (um 770 bis 840), der in Seligenstadt lebte und dort ein Kloster gründete.

Die Stiftung ehre mit Jacques Tardi „einen Klassiker des französischen Comics“, lobte das Kuratorium. Der in Valence geborene Tardi sei berühmt geworden als Illustrator der bürgerlichen Lebens- und Fantasiewelt vor und nach 1900, als zeichnender Historiker des Ersten Weltkriegs und besonders der neuesten Geschichte der französischen Republik.

Das mit dem Einhard-Preis ausgezeichnete dreibändige Werk, das Tardi aus Erinnerungen seines Vaters schöpfte, schildert dessen Erlebnisse in deutscher Kriegsgefangenschaft während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit.

Indem der Autor sich selbst als kleinen Jungen in die Bildgeschichte einfügt, tritt nach den Worten des Kuratoriums der Sohn dem Vater zur Seite, „als Zeuge vom Hörensagen, der zu sehen bekommt, was er nur aus Berichten kennt“. Tardis Zeichnungen machten eine Welt sichtbar, „von der es keine Bilder geben sollte“. Geschichte sei hier etwas, das dem Einzelnen widerfahre, am eigenen, fremdbestimmten Leib.

Die Einhard-Stiftung wurde 1998 von Seligenstädter Bürgern zur Pflege des Andenkens an Einhard gegründet. Alle zwei Jahre verleiht die Stiftung den Literaturpreis für eine herausragende Biografie einer Persönlichkeit, deren wissenschaftliches, religiöses, politisches, künstlerisches oder wirtschaftliches Lebenswerk in einer engen Beziehung zu Europa steht.

Zu den bisherigen Preisträgern zählen die Autorin Margot Friedländer, der Publizist Joachim Fest und der Historiker Joachim Radkau. Zuletzt wurde 2019 die Pariser Historikerin Emmanuelle Loyer geehrt. (epd)