Niederlage gegen Schweden: Deutsche Handballer verpassen EM-Bronze und direktes Olympia-Ticket

Alfred Gislason schaute angestrengt auf die Spielanzeige. Wieder und wieder ging der Blick des Bundestrainers nach oben, doch die Aussicht wurde nicht besser. Denn bei dem Spiel um Bronze bei der Europameisterschaft hatten die deutschen Handballer von Beginn an große Probleme.

Gegen den entthronten Titelverteidiger aus Schweden reichte es am Sonntag trotz einer Aufholjagd am Ende in Köln nur für ein 31:34 (12:18). Es war die dritte Niederlage in Folge bei dem Turnier, die letztlich für das Aus der Medaillenträume sorgte.

„Wir sind stolz, dass wir das Halbfinale erreicht haben. Aber heute überwiegt die Enttäuschung“, sagte Kapitän Johannes Golla.

Der Start war derweil noch von beiden Seiten verhalten. Ballverluste und andere technische Fehler sorgten dafür, dass es knapp zweieinhalb Minuten dauerte, bis der erste Treffer fiel und Schweden durch den ehemaligen Lemgoer Jonathan Carlsbogard erstmals die Führung übernahm. Während sich die Drei-Kronen-Nation allerdings steigern konnte, zeigte die DHB-Auswahl die gleichen Baustellen, die schon so oft bei dieser EM beobachtet werden konnten.

Denn die Wurfausbeute war mehr als ausbaufähig und egal, wer von den Deutschen anlief – der Sieger hieß am Ende so gut wie immer der schwedische Schlussmann Andreas Palicka, der zur Halbzeit bereits 14 Paraden verbuchen konnte. Dazu kam, dass aus den eigenen Ballgewinnen zu wenig Profit geschlagen werden konnte und Tempo zunächst ein Fremdwort blieb. 3:6, 6:19, 7:14 – der Spielfilm las sich schnell wie ein Horrorstreifen, bei dem Gislason die nötigen Mittel zu fehlen schienen, um für die belebende dramatische Wendung zu sorgen.

Nach dem Hoch herrschte Katerstimmung

Nach dem unglaublichen Hoch zwei Tage zuvor, bei dem das Team gegen Weltmeister Dänemark im Halbfinale noch an der Sensation geschnuppert hatte, herrschte Katerstimmung. Und das nicht nur auf dem Feld. Auch die 19.750 Menschen in der Kölner Arena schienen nicht ganz anwesend. Als es dann noch in der 17. Minute zu einem medizinischen Notfall kam, bei dem ein schwedischer Fan erst nach einigen Minuten Behandlung durch die beiden Teamärzte die Halle stehend verlassen konnte, war die Stimmung nur noch gedrückter.

Schwedens Jonathan Carlsbogard und Felix Claar (r) in Aktion gegen Deutschlands Juri Knorr.
Schwedens Jonathan Carlsbogard und Felix Claar (r) in Aktion gegen Deutschlands Juri Knorr.

© dpa/Tom Weller

Dabei half es wenig, dass die bisherigen Helden der DHB-Auswahl Juri Knorr und Andreas Wolff, die beide ins Allstar-Team gewählt wurden, nicht an ihr Leistungsniveau kamen. Im Tor griff Alternative David Späth ab der 22. Minute ein, auf der Mitte hingegen verabschiedete sich Knorr bereits in der 13. Minute. Wie schon im Halbfinale schien der 24-Jährige überfordert, mit der Last, die auf seinen Schultern lag und wechselte sich selbst aus.

Für ihn kam Philipp Weber, der über das Turnier nur wenig Einsatzzeit hatte vermelden können. Genauso erging es Nils Lichtlein und Justus Fischer, die die EM größtenteils von der Bank aus verfolgten, weil Trainer Gislason in wichtigen Begegnungen seiner Stammsieben vertraute und für die Breite des Kaders nur wenig Verwendung hatte.

So waren es auch im Spiel um Platz drei in der zweiten Halbzeit wieder Knorr und Wolff, die eingewechselt wurden. Und es war Knorr, der in der 43. Minute auf 21:24 verkürzte und dafür sorgte, dass die Fans sich aus ihren Plätzen erhoben und Unterstützung von den Rängen beisteuerten. Als dann noch eine Parade folgte, als Deutschland auf 29:30 verkürzen konnte, lebte der Traum von Bronze noch einmal kurz auf. Doch die routinierten Schweden ließen sich den Sieg nicht mehr nehmen.

So war es nicht die erhoffte letzte Handball-Party in Köln, die den deutschen Handballern zur ersten Medaille seit acht Jahren hätte verhelfen können und zugleich die Qualifikation für Olympia bedeutet hätte. Zwar wurde das Mindestziel Halbfinale erreicht und somit auch das Ticket für die Weltmeisterschaft im kommenden Januar in Dänemark, Norwegen und Kroatien gelöst, doch ein fader Beigeschmack bleibt. Da konnte Gislason sich noch so oft umschauen.