Kita-Kinder im Museum: Anfassen ist verboten, auf den Boden setzen erlaubt
Was darf man im Museum und was darf man nicht? Vermutlich gibt es sogar ein paar Erwachsene, die da erstmal überlegen müssen. So ganz klar ist das ja alles nicht. Mehr als 200 Berliner Kita-Kinder sind Teil des Pilotprojekts „4plus – Kinder im Museum“, das die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) und die Kindergärten des Trägers Fröbel gemeinsam auf die Beine gestellt haben.
Kulturelle Bildung werde auch in der Kita immer wichtiger, sagt Fröbel-Geschäftsführer Stefan Spiecker. Im Haus Bastian, dem Zentrum für kulturelle Bildung auf der Museumsinsel, stellte er in dieser Woche gemeinsam mit Gero Dimter, Vizepräsident der SPK das Projekt vor. Am Präsentationstag sind die Kinder der Kita Freudenberg aus Friedrichshain-Kreuzberg im Haus Bastian. Sie haben das neue Konzept bereits ausprobiert.
Die Jüngsten gehen in die Alte Nationalgalerie
„Unser Ziel ist es, möglichst viele Berliner Kita-Kinder für die Schätze in unseren Museen begeistern zu können“, sagt Dimter. Während Schulkinder bereits im Fokus der musealen Vermittlungsarbeit stehen, ist das bei jüngeren Kindern noch nicht der Fall. Zumal sie eine ganz eigene Ansprache brauchen. Ein Besuch im Museum kann für die Jüngsten sonst schnell langweilig werden.
Fünf Termine haben die Kindergartenkinder, im Haus Bastian, in der Alten Nationalgalerie und im Alten Museum. Wiederholung ist ein wichtig, damit der Museumsbesuch nachhaltig wirkt. Museum, Farben, Material und Menschen im Bild sind die Themen, die mit ganz unterschiedlichen Mitteln aktiviert werden.
Schon der Weg in die Alte Nationalgalerie wird zum Spiel. In der Kolonnade werden Säulen gezählt und sich zwischen ihnen hüpfend oder rennend bewegt. Dann das Ding mit den Eintrittskarten. Jedes Kind bekommt sein Ticket überreicht, zeigt es selbst vor. Vor dem Eintreten wird noch mal geübt: Was darf man im Museum nicht? Dinge anfassen. Und was darf man? Sich umsehen. Und: auf dem Boden sitzen. Wer hätte es gedacht!
Posen nachstellen
Drinnen versammelt sich die junge Truppe mit drei Erzieherinnen und Vermittlerinnen vor dem Porträt „Der Artist“. Arthur Kampf malte 1907 einen großen, muskulösen Mann mit weißem Trikot und rosa Höschen, in Kontrapost, den Kopf gedreht. Die Kinder kennen das Bild bereits, beim zweiten Mal fällt ihnen schnell wieder ein, dass es sich hier um einen Tänzer handelt und dass man das zum Beispiel an seinen Schuhen sehen kann. Auf dem Boden vor dem Bild sitzend, überlegen sie, wie lange man wohl in der Pose verharren muss, um gemalt zu werden und machen dann die Posen selber nach. So kommen Sprechen, Bewegung und Spiel zusammen.
50.000 Euro beträgt das Budget für das Pilotprojekt. Pro fünf Museumseinheiten fallen 1100 Euro an, die der Kitaträger Fröbel übernimmt. Im Rahmen des Programms wurde eine Methodenbox entwickelt, die Erzieherinnen und Erzieher in der Kita nutzen. Auch die Eltern werden einbezogen und etwa zu Aktionstagen für Familien ins Haus Bastian eingeladen.