Wegen „Aufwiegelung zur Gewalt“: Gericht spricht Tsitsi Dangarembga schuldig

Die simbabwische Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga ist wegen Aufwiegelung zur Gewalt schuldig gesprochen worden. Das teilten simbabwische Journalisten und Aktivisten wie der Reporter Hopewell Chin’ono am Donnerstag mit.

Richterin Barbra Mateko vom Antikorruptionsgericht in der Hauptstadt Harare sagte bei ihrer Begründung, in Anbetracht des Ablaufs der Ereignisse bei Protesten im Juli 2020 hätten Dangarembga und die mitangeklagte Journalistin Julie Barnes zu Gewalt aufgerufen, wie das Nachrichtenportal „Zimbolebs“ berichtete.

Stiller Protest für mehr Demokratie

Dangarembga und Barnes, die ebenfalls verurteilt wurde, hatten im Juli 2020 gemeinsam an einer Demonstration für mehr Demokratie teilgenommen und dabei Schilder hochgehalten, auf denen sie Reformen forderten.

Beide Frauen sollen nach Berichten des Nachrichtenportals „ZimLive“ eine Strafe von jeweils 70.000 simbabwischen Dollar (etwa 200 Euro) zahlen. Eine sechsmonatige Gefängnisstrafe auf Bewährung wird aufgehoben, wenn sie innerhalb der kommenden fünf Jahre kein weiteres ähnliches Verbrechen begehen.

Tsitsi Dangarembga trifft vor dem Amtsgericht in Harare ein.
Tsitsi Dangarembga trifft vor dem Amtsgericht in Harare ein.
© Foto: Tsvangirayi Mukwazhi/AP/dpa / Tsvangirayi Mukwazhi

„Das bedeutet, dass das verfassungsmäßige Recht auf Protest in Simbabwe aus dem Fenster geworden wurde“, erklärte Chin’ono, gegen dessen Festnahme unter anderem sich die fraglichen Proteste richteten. Das Verfahren gegen die Frauen dauerte zwei Jahre lang und wurde immer wieder verschoben, was Menschenrechtler als Zermürbungstaktik bezeichneten.

PEN verurteilt das Urteil scharf

„Wir sind entsetzt über dieses Urteil“, erklärte die US-Sektion der Schriftstellervereinigung PEN. Die Verurteilung zeige, wie gefährdet friedlicher Protest und die Meinungsfreiheit in Simbabwe seien und was mutige Autorinnen und Autoren wie Dangarembga riskierten, wenn sie für diese Rechte einstehen.

Dangarembga, die mit einem Deutschen verheiratet ist, wurde mehrfach für ihre Arbeit ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr erhielt sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sie sei eine „weithin hörbare Stimme Afrikas in der Gegenwartsliteratur“, hatte die Jury ihre Entscheidung begründet. Dangarembga engagiert sich in ihrer Heimat unter anderem für die Rechte von Frauen und im Kampf gegen Korruption.

Die simbabwische Regierung unter Präsident Emmerson Mnangagwa geht systematisch gegen Kritikerinnen und Kritiker vor. Medienschaffende, Oppositionelle, Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten werden immer wieder verfolgt und inhaftiert. Das Antikorruptionsgericht in Harare, bei dem der Prozess gegen Dangarembga und Barnes stattfand, untersteht direkt dem Präsidenten. (epd)

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