Vorlauf-Aus statt WM-Gold: Florian Wellbrock schweigt zu seiner Niederlage
Florian Wellbrock wollte gar nicht sprechen. Sein Coach fand dafür recht deutliche Worte. „Es war eigentlich eine Pflichtaufgabe“, sagte Bernd Berkhahn nach Wellbrocks völlig überraschendem Vorlauf-Aus bei der Schwimm-WM über 800 Meter Freistil. „Er ist auch ein bisschen hilflos und kann sich nicht erklären, wie das kommt.“ Wellbrock wollte im WM-Finale an diesem Mittwoch eigentlich um Gold schwimmen, nun muss er zuschauen. Für ihn wiederholt sich Geschichte.
Bei den Weltmeisterschaften im südkoreanischen Gwangju 2019 hatte Wellbrock ebenfalls im 800-Meter-Rennen gepatzt. Auch damals galt er als Medaillenkandidat und kam mit Gold dekoriert aus den Freiwasser-Wettkämpfen. Diesmal krönte er sich im Meer sogar zum Doppel-Weltmeister, die Umstellung auf die Beckenwettbewerbe gelang ihm aber wieder nicht.
„Das kann ich nicht erklären“, sagte Langstrecken-Bundestrainer Berkhahn. „Er war erholt, alles entspannt, kein Problem. Und dann kommt er nicht richtig in seinen Rhythmus rein und am Ende steht da eine Zeit, die sieben Hundertstel zu langsam ist.“ Der 52-Jährige ergänzte: „Da müssen wir jetzt erst mal mit klarkommen.“
Wellbrock schlug am Dienstag in Fukuoka nach 7:45,87 Minuten an und wurde damit Neunter. Sieben Hundertstelsekunden fehlten ihm zu Rang acht, der noch für das Finale gereicht hätte. Seine Bestzeit verpasste der 25-Jährige um mehr als sechs Sekunden.
Das Rennen hatte für ihn Priorität
Dabei hatte Wellbrock dem Rennen vieles untergeordnet. Der Freiwasser-Olympiasieger verzichtete nach seinen Siegen über zehn Kilometer sowie fünf Kilometer extra freiwillig auf einen Start mit der Staffel, eine weitere Medaillenchance ließ er damit sausen.
Regeneration und Training für die prestigeträchtigeren Rennen in der Halle standen für ihn im Vordergrund. Wellbrock galt als Mitfavorit. Er war als Vizeweltmeister auf der zweitlängsten Beckendistanz nach Japan gereist.
Auch sein Trainer war ratlos
„Ich kann natürlich erklären, dass er eine schlechte Technik geschwommen ist, sehr aufwendig geschwommen ist und solche Sachen“, sagte Berkhahn. „Aber warum er das gemacht hat und warum er da nicht rausgekommen ist, das kann ich nicht erklären.“
Auch Wellbrocks Magdeburger Teamkollege Lukas Märtens war ob der Leistung seines Kumpels ratlos. „Wir haben ein sehr gutes Trainingslager hinter uns. Auch in den letzten Tagen lief es richtig gut“, sagte der 21-Jährige. „Er wirkt wirklich sehr stabil. Aber man weiß ja nie, was in einem Menschen innen drin vorgeht. Das kann nur er wissen.“
Märtens, der über 400 Meter bereits Bronze gewonnen hat, trägt nun im Endlauf an diesem Mittwoch die Medaillenhoffnungen der deutschen Schwimmer. „Ich denke, ich kann von einem sehr soliden Vorlauf sprechen“, sagte er nach seinem dritten Platz. „Da kann man schon mal Richtung Medaillen schauen zum Finale hin.“ Favoriten sind der Australier Samuel Short und Titelverteidiger Bobby Finke aus den USA.
Wellbrock hofft dagegen darauf, dass sich Geschichte nun auch ein zweites Mal wiederholt. Vor vier Jahren folgte nach seinem Vorlauf-Debakel nämlich ein grandioses Comeback. Wellbrock krönte sich über 1500 Meter zum Weltmeister. Das kann ihm auch in Fukuoka noch gelingen. „Das hat er gerade im Aufwärmbereich schon angekündigt“, sagte Berkhahn. „Aber das tröstet mich gerade ein bisschen wenig.“ (dpa)