Union und der Feuerzeugskandal: Was soll das am Ende alles bringen?
Das war’s also. Auch in der Berufung geht der 1. FC Union in der Feuerzeug-Affäre als Verlierer vom Grünen Tisch. Am Freitag wurde die Entscheidung des DFB-Sportgerichts, das Spiel vom vergangenen Dezember als 2:0 für den VfL Bochum zu werten, vom DFB-Bundesgericht bestätigt. Somit verliert Union einen Punkt in der Tabelle und rutscht der Abstiegszone ein kleines bisschen näher.
Oder war’s das wirklich? Natürlich nicht. Denn wie der Verein eine halbe Stunde nach dem Urteil bestätigte, will Union den Fall nun zum Ständigen Schiedsgericht für Vereine und Kapitalgesellschaft bringen und damit in eine zweite Berufung gehen – diesmal außerhalb des DFB. Damit wolle man „politischen Druck“ entgehen, so Präsident Dirk Zingler.
Tatsächlich hat Union gute Gründe, die Entscheidung zu bestreiten. Mit seiner Rechtsauffassung war der Verein ja auch nicht alleine – auch einige Sportjuristen bezogen eine ähnliche Position. Dennoch darf man gerne hinterfragen, was das am Ende alles bringen soll.
Denn in diesem Fall können sich alle schlecht behandelt fühlen. Union, weil die Entscheidung gegen sie ausfiel. Bochum, weil ihr Torwart von einem geworfenen Objekt getroffen wurde. Der FC St. Pauli und Holstein Kiel, weil ihre sogenannte „Nebenklage“ vom Bundesgericht nicht zugelassen wurde. Alle können behaupten, dass sie irgendwann Opfer einer Ungerechtigkeit waren.
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Folklore des Fußballs
Das ist an sich nichts Neues. Zur Folklore des Fußballs gehörte eben schon immer das Empfinden von Ungerechtigkeit. Viele große Vereine bilden daraus ihre ganze Identität. Und nicht umsonst spricht man Jahrzehnte später immer noch über das Wembley-Tor, die Hand Gottes oder den Dosenwurf vom Bökelberg.
Dennoch wirkt die Feuerzeug-Affäre irgendwie besonders modern, besonders symptomatisch für die Dystopie der Ära VAR. Schlimm genug, dass das TV-Studio längst zum Schauplatz-Gerichtssaal geworden ist, dessen einziger Sinn und Zweck es ist, Schiedsrichterentscheidungen auf ihre Sauberkeit zu prüfen. Nun sind wir an der nächsten Stufe angekommen, wo eine Urteilsverkündung in Frankfurt zum tagelang entgegengefieberten Höhepunkt des Abstiegskampfs wird.
Daran ist am Ende keiner und gleichzeitig jeder schuld. Das Gericht macht ja nur seinen Job. Die Vereine agieren zwar in nacktem Selbstinteresse, aber das auch nur qua Amt und gemäß ihren Satzungen. Medien und Fans machen aus der regeltechnischen Mücke einen moralischen Elefanten, peitschen sich aber dabei wie immer gegenseitig an.
Am Ende überwiegt das Gefühl, dass alle irgendwie ärmer davongekommen sind. Der Fußball wurde ja nicht aus Gründen der Gerechtigkeit zum populärsten Spiel der menschlichen Geschichte. Und ob man es glaubt oder nicht: er bleibt auch heute in erster Linie nur ein Spiel. Auch, wenn das Ergebnis mal am Grünen Tisch entschieden wird.