Gastspiel der Oper Poznan in Berlin: Herzklopfen im Gespensterschloss

Er hat sich ganz genau umgehört damals, in Berlin: 1837 war Stanislaw Moniuszko – musikalisch hochbegabter Spross einer polnischen Landadelsfamilie aus der Nähe von Minsk – für sein Studium in die preußische Hauptstadt gekommen. Bei Carl Friedrich Rungenhagen, dem Leiter der Sing-Akademie zu Berlin, lernte er das Handwerk, die akademischen Kompositionstechniken von Harmonielehre bis Kontrapunkt. Inspiration für seine künftigen eigenen Werke aber holte er sich vor allem bei den Opernaufführungen und Konzerten, die er in seinen drei Jahren in Deutschland erlebte, teils als Mitspieler, teils als Zuschauer.

Zurück in der Heimat, entwickelte sich Moniuszko dann bald zum ersten Nationalkomponisten des polnischen Volkes – das damals keine Nation sein durfte. Dreimal war das einstige Staatsgebiet seit 1772 geteilt worden, Russen, Österreicher und Preußen hielten es besetzt. Umso wichtiger war die kulturelle Selbstermächtigung. Der junge Komponist vertonte Gedichte seines Landsmannes Adam Mickiewicz und baute in seine Opern traditionelle Tänze und Volkslieder ein. Wobei das Nationalkolorit stets dezent bleibt, denn ästhetisch war Stanislaw Moniuszko ein Paneuropäer.

Die polnische Mezzosopranistin Gosha Kowalinska singt die Rolle der Jadwiga in Moniuszkos „Gespensterschloss“.
Die polnische Mezzosopranistin Gosha Kowalinska singt die Rolle der Jadwiga in Moniuszkos „Gespensterschloss“.

© Karpati Zarewicz

Deutsche Vorbilder prägen seine Partituren ebenso wie französische und italienische. Nach Donizetti und frühem Verdi klingen „Halka“ und „Paria“, wie man bei den Auftritten der Oper Poznan in der Berliner Philharmonie in den vergangenen Jahren hören konnte. Das populärste Musiktheaterstück des Komponisten, „Das Gespensterschloss“, das die Gäste aus der westpolnischen Stadt nun als Finale ihrer Moniuszko-Trilogie am 22. April konzertant präsentieren, erinnert ebenso an Spielopern à la Lortzing wie an die heiteren Passagen aus Webers „Freischütz“, aber auch an opera buffa und opéra comique.

Der immer sehr fein gearbeitete, elegante Stil des Komponisten verhindert dabei, dass ein musikalischer Allerlei-Eindruck entstehen könnte. Moniuszkos Musik für „Straszny Dwor“, wie die Oper im Original heißt, sprüht nur so vor Esprit und melodischem Einfallsreichtum. Das passt zur heiteren Geschichte, die hier erzählt wird. Der vom Titel versprochene Gruseleffekt ist nämlich nur eine Geisterstundenspielerei: Zwei junge Frauen müssen zu Geisterbahn-Tricks greifen, um zwei junge Männer davon zu überzeugen, dass der Ehestand letztlich attraktiver ist als das Junggeselldasein. Dabei versuchen gleich mehrere Nebenfiguren, ihnen dazwischen zu spuken. Am Ende aber, das darf verraten werden, kommt es dann doch noch zur Doppelhochzeit (Philharmonie, 22.4., 19 Uhr).