Früher war die Zukunft besser
Grant Morrisons „Superman“-Run aus dem Jahr 2011 war ein Versprechen, das leider nie wirklich eingelöst wurde. Die Idee, aus dem blau-roten Pfadfinder wieder einen Antikapitalisten zu machen, wie er es am Anfang vor über 80 Jahren war, der in Jeans und T-Shirt Waffenhändler und Despoten bekämpft, war toll. Leider machten die Abgabetermine und die damit verbundenen Verspätungen und Verschiebungen das Lesen damals zu einem planerischen Albtraum.
Jetzt, zehn Jahre später, kehrt der Schotte zu Supi zurück und erzählt in „Superman und die Authority“ (aus dem amerikanischen Englisch von Christian Heiss, Panini, 148 S., 18 €) eine Geschichte aus einer möglichen Zukunft des Stählernen. Es ist ein entmachteter, verbitterter, düsterer Superman, der nicht ohne Grund das schwarze Brustemblem aus der pessimistischen Story „Kingdom Come“ auf seiner Uniform trägt.
Er muss in dieser Story, gezeichnet von Mikel Janin und Travel Foreman, eine neue Gerechtigkeitsliga zusammenstellen und landet dabei (ausgerechnet) bei den dysfunktionalen „Helden“ der Authority (einem Superheldenteam aus der zynischen Zeit um den Jahrtausendwechsel).
Das macht schon viel Spaß, wie Morr hier neue Versionen alter Figuren kreiert, aber auch wie er den autoritären, fast schon faschistoiden Kern von Supi bloßlegt (interessant, dass in aktuellen politischen Diskussionen in Deutschland ausgerechnet ehemals antiautoritäre Grüne immer staatstragender werden, oder?).
Doch leider: Anders als Morrisons frühere Geschichten, die immer klar strukturiert waren und einen Schlusspunkt hatten, lässt der Brite hier das Ende offen. Philip Kennedy Johnson, der neue Starautor aus dem Superman-Universum, nimmt einige der Handlungsstränge in seiner Serie „Action Comics“ wieder auf.