Über 200 Anfeindungen im Netz: Collinas Erben löschen Twitteraccount
Bei Twitter erklären und bewerten „Collinas Erben“ umstrittene Schiedsrichterentscheidungen. An diesem Wochenende hagelte es für einen Tweet massive Anfeindungen, daraus zog Mitbegründer Alex Feuerherdt jetzt drastische Konsequenzen – der Account ist über Twitter nicht mehr zu finden.
Die Beschimpfungen und Beleidigungen waren am Ende zu viel, sagte Feuerherdt im Deutschlandfunk. Grund für die Anfeindungen war die Rechtfertigung einer Schiedsrichterentscheidung im Spiel zwischen Hertha BSC und Bayer Leverkusen: Odilon Kossounou bekommt den Ball im Strafraum an die Hand, die Berliner fordern Elfmeter. Schiedsrichter Benjamin Brand entscheidet allerdings nicht auf Strafstoß und auch der VAR kommt zu der Einschätzung. Von „Collinas Erben“ gibt es Zustimmung für diese Entscheidung, auf Twitter Hass.
„Wir sind so etwas durchaus gewöhnt, Fußball ist emotional, so was muss man aushalten. Aber was gestern war, mit über 200 Beleidigungen, Schmähungen, Herabwürdigungen – da muss man sich selbst schützen“, sagte Feuerherdt. Für diesen drastischen Schritt erhalten „Collinas Erben“ viel Zuspruch. Unter anderem Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich meldet sich zu Wort: „Collinas Erben leisten seit langer Zeit wertvolle Arbeit. Auf welcher Basis nehmt ihr euch das Recht heraus, so mit Menschen umzugehen? Euer Fan-Status rechtfertigt nix!“. Ob der Account jemals wieder aktiviert wird, ließ Feuerherdt offen.
Die Kritik an Schiedsrichterleistungen flacht auch in dieser Saison nicht ab, es gibt kaum einen Spieltag, der ohne emotionale Diskussionen verstreicht. Viele Entscheidungen können weder Spieler, Trainer noch Fans nachvollziehen. Gerade der Umgang mit dem Videoschiedsrichter ist oft wenig transparent und führt zu Konflikten. Auch Kölns Trainer Steffen Baumgart fand an diesem Wochenende deutliche Wort: „Ich will die Leistung der Schiedsrichter so nicht mehr akzeptieren. Mir geht das auf die Eier“, wütete Baumgart nach einer strittigen Elfmeterentscheidung für Kölns Gegner 1. FC Union.
Die fehlende Akzeptanz, der Hass und die Anfeindungen stellen eine Herausforderung für den DFB dar. Der Verband steht vor dem immer größer werdenden Problem, junge Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen anzuwerben. Vor allem in den unteren Ligen, wo es auch immer wieder zu körperlicher Gewalt kommt. Der Rückzug von „Collinas Erben“ zeigt umso deutlicher, wie brisant die Lage für den deutschen Fußball ist. Lösungsansätze hinsichtlich Hass und Anfeindungen, besonders im Netz, gibt es aktuell nicht.
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