Start der Eishockey-WM: Was von der deutschen Mannschaft zu erwarten ist

Wenn der junge Mann auf seine Fertigkeiten auf dem Eis angesprochen wird, dann wirkt John-Jason Peterka weniger explosiv als auf dem Eis. Dort ist er, wenn er Fahrt aufnimmt, laut Datenmessung in der National Hockey League (NHL) in der Spitze mit 36 Stundenkilometern unterwegs, also in einem recht flinken Tempo.

„Sobald JJ den Puck bekommt, bewegen sich seine Füße in einer Geschwindigkeit von einer Million Meilen pro Sekunde“, sagte sein Teamkollege Dylan Cozens von den Buffalo Sabres kürzlich. Und wenn der junge Außen dann mit dem Puck ins gegnerische Drittel rast, werde Peterka zu einer ernsthaften Bedrohung für den Gegner.

Wenn man seine statistischen Werte aus der zurückliegenden NHL-Saison anschaut, dann lässt sich die Torgefahr des erst 22 Jahre alten Mannes aus München locker belegen. Mit 28 Treffern war er zweitbester Schütze seines Teams. Peterka war wohl, da weniger eingesetzt und auch weniger im Powerplay unterwegs, fast so effektiv wie der große Leon Draisaitl bei den Edmonton Oilers. Darauf angesprochen, lacht Peterka schüchtern, ohne hinter seinem dunklen Pony hinaufzuschauen. Soll wohl heißen: Bitte nicht so einen Vergleich, Leute.

Ich konnte in dieser Saison den nächsten Schritt gehen.

John-Jason Peterka

Er sagt dann aber recht bestimmt zu seinem Aufstieg bei den Sabres: „Ich glaube, da ist wirklich das passiert, was ich mir so vorgenommen habe vor der Saison, eben den nächsten Schritt zu gehen. Ich habe das Vertrauen vom Trainer bekommen, mich im Line-up weiter nach oben gespielt und ich glaube, dass die vielen Scorerpunkte ein bisschen daher resultieren.“

Peterka ist im Gegensatz zu Draisaitl, Tim Stützle und Moritz Seider bei der am Freitag mit dem Spiel gegen die Slowakei (16.20 Uhr, live auf Pro7) beginnenden Weltmeisterschaft am Start. Im vergangenen Jahr war er auch schon dabei, als das deutsche Team es bis ins Finale von Helsinki schaffte, dort aber 2:5 gegen Kanada verlor.

Holprige WM-Vorbereitung für Peterka

In der holprigen Vorbereitung der Nationalmannschaft war Peterka in den letzten beiden Spielen gegen Frankreich dabei, im finalen Test von Weißwasser gab es am Montag immerhin ein 4:3 nach Verlängerung gegen die Franzosen, auch Gruppengegner bei der WM.

Bei Peterka lief es, trotz einer Vorlage, noch nicht so richtig rund. „Ich habe noch ein bisschen gebraucht mit der Umstellung auf die größere Eisfläche“, sagt er. Wichtig sei es gewesen, dass die Mannschaft, die ja auch in Weißwasser wieder sechs neue Spieler dazubekam, einmal die richtige Chemie findet. Bei der WM in Tschechien sei dann sowieso alles ganz anders – übrigens auch die Eisfläche, denn die ist seit einem Beschluss von 2022 bei WM-Turnieren inzwischen auch schmaler, passt sich also dem Maß in der NHL in der Breite an.

Aus Sicht des deutschen Teams lässt sich das mit der Chemie und dem Selbstbewusstsein nur hoffen, denn in der Vorbereitung traten sie eher so auf, als wollten sie unfreiwillig belegen, dass der Finaleinzug 2023 eine große Sensation war. Da lief mit fünf Niederlagen in acht Spielen wenig rund, aber wichtig ist ja nun mal, was ab Freitag auf großer Bühne passiert, die nun für die Deutschen medial größer ist als seit Jahren: Pro7 überträgt alle Spiele des Teams von Kreis live.

Neben Peterka sind noch die NHL-Angreifer Nico Sturm und Lukas Reichel, der am Mittwoch nach Ostrava nachreisen konnte, aber gegen die Slowakei wohl noch nicht spielt, am Start. Auch sonst ist es qualitativ um die Besetzung des deutschen Angriffs nicht so schlecht bestellt. In der Defensive sieht es vor Torwart Philipp Grubauer von den Seattle Kraken anders aus, da fehlt dann eben ein Moritz Seider.

Bundestrainer Harold Kreis wurde zuletzt auch nicht müde zu betonen, dass es für die Deutschen im WM-Turnier „bei null“ losgeht und eben mit einem schweren Auftaktprogramm (Slowakei, USA und Schweden), aber das hieß ja im vergangenen Jahr nichts. Nach drei knappen Niederlagen zum Auftakt siegten die Deutschen sechsmal in Folge und standen dann im Endspiel gegen Kanada. „Aber an das Finale denken wir natürlich nicht, sondern an die ersten kleinen Schritte“, sagt Torwart Grubauer, der erstmals seit zwei Jahren wieder im Nationalteam spielen kann.   

Für John-Jason Peterka, vergangene Saison einer der Leistungsträger beim Vizeweltmeister, geht es nach der WM dann zum Saisonbeginn mit einem schönen Heimspiel weiter: Mit den Buffalo Sabres wird er die neue Arena im Olympiapark zu München eröffnen – gegen seinen Klub RB München. Auf Plakaten wird das Spiel bereits mit ihm, dem gebürtigen Münchner, fleißig beworben. Natürlich ist die Arena längst ausverkauft, es gab laut RB München mehr als 100.000 Anfragen für Tickets. Es wird also ordentlich was los sein, wenn John Jason Peterka dann das Eis betritt.

Verstecken kann er sich ja nicht mehr in der Öffentlichkeit, eben weil er sich auf dem Eis nicht mehr versteckt und zu einem der besten deutschen Eishockeyspieler gereift ist.