Jennifer Weist im Interview: „Frauen können es nie richtig machen“

Frau Weist, Sie waren von 2007 bis 2018 Frontfrau der Band Jennifer Rostock, seitdem sind Sie als Musikerin und Moderatorin aktiv. Nun haben Sie eine Autobiografie geschrieben, mit einer ganzseitigen Triggerwarnung, von sexualisierter Gewalt bis Drogenmissbrauch. Fangen wir mal von vorne an. Aufgewachsen sind Sie auf Usedom, Ihre Mutter hat Sie größtenteils allein erzogen.
Ab dem fünften Lebensjahr bin ich ohne Vater aufgewachsen, meine Mutter trennte sich von ihm, nachdem er sie betrogen hatte. Wir litten unter Geldsorgen, ich war oft bei einer Nachbarin essen und konnte nicht auf Klassenfahrt mitfahren. Meine Mutter arbeitete in vier Niedriglohnjobs, um uns durchzubringen. Sie hat ihr Bestes gegeben, damit es mir gut geht. Trotzdem hatten wir lange kein gutes Verhältnis. Ich war ein rebellischer Teenager, habe mich piercen lassen, ohne sie zu fragen, habe mir ein Tattoo erpresst. Und es gab keine Konsequenzen. Hausarrest? Fernseh-Verbot? Hätte sie gar nicht durchsetzen können, weil sie so viel arbeitete und selten zu Hause war.