Silberne Distel: Der Bergsteiger und Fotograf Peter Mathis zeigt alpine Blumen
Auf steile Gipfel ist er schon in jungen Jahren mit Lust und Ausdauer geklettert. 1961 im österreichischen Vorarlberg geboren, hat sich Peter Mathis zuerst als Bergsteiger, dann als Sportreporter und bald auch als Fotograf einen Namen gemacht. Mit Mitte zwanzig gab er den erlernten Beruf als Tischler auf und widmete sich voll der Bergfotografie.
Der Erfolg bestärkte ihn. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, mehrere Museen nahmen Arbeiten von ihm in ihre Sammlungen auf und kürzlich schaffte es sein opulenter Bildband „Berge“ sogar auf die Bestsellerliste des „Spiegel“-Magazins. „Die Bergfotografie ist für mich eine Schatzsuche“, sagte er einmal. Die Suche nach dem günstigen Standort und dem Verhältnis von Licht und Dunkelheit, kurzum dem richtigen Augenblick, ist für ihn auch deshalb wichtig, weil er nachträgliche Korrekturen seiner konsequent schwarz-weißen Aufnahmen ablehnt.
Seltene Blumen, satte Panoramen
Ein völlig neues Terrain erschließt sich Peter Mathis nun mit der Serie „Flora Alpina“, aus der die Galerie Albrecht (Bleibtreustr. 48, bis 7. März) zwei Dutzend Arbeiten vorstellt, gemischt mit vier überwältigenden Bergpanoramen. Zwischen diesen entfalten die oft seltenen Blumen der Berge ihre strukturelle Schönheit: Herbstzeitlose, Alpenschwingel, Spitzwegerich, Enzian, Edelweiß, Türkenbund und Küchenschelle, dazu mehrere Distelarten.
Alle sind auf weißem Barytpapier in jeweils zwei unterschiedlichen Formaten gedruckt. In der Preisliste finden sich neben den deutschen auch die lateinischen Namen. Am meisten beeindruckt vielleicht die Draufsicht auf eine Bergdistel, deren gezackte Blütenblätter wie ein Strahlenkranz aussehen. Hier kommt der Österreicher dem Ahnherren der Pflanzenfotografie, dem Berliner Fotografen Karl Blossfeldt und dessen „Urformen der Kunst“, überraschend nahe, weil er mal nicht auf Distanz geht, sondern das Bild mit der Blüte ganz ausfüllt.
Blüten auf kargem Boden
Es mag an den schwierigen Aufnahmebedingungen gelegen haben, war wohl aber auch Absicht, dass Peter Mathis die Flora Alpina auf dem Gros der Aufnahmen zurechtstutzt, indem er die unteren Blätter entfernt. Die Wurzeln sind im kargen Bergboden geblieben. In den Blick fallen meist die Blütendolden, die wie Kronen auf dünnen Stengeln thronen. Schwerer wiegt, dass den Pflanzen ihre Blütenfarbe genommen ist, ganz so wie dem Himmel auf den Bergpanoramen das Kolorit. Von den Blumen blieb so allein die Struktur übrig, die zu kühlem Betrachten einlädt. Oder zur Andacht?
Alle Fotografien sind mit schönen Eichenleisten aus Mathis’ eigener Werkstatt gerahmt. Für eine Weiße Alpen Anemone jedoch hat er ein eigenes Glaskästchen gebaut, das die Pflanze hinter einer Glasscheibe wie eine Reliquie beschützt. Man sieht, wie klein sie in Natur ist. Die Preise liegen je nach Format zwischen 5000 und 7200 Euro, die Rahmen kosten je 250 Euro.