Serienversion von „Mr. und Mrs. Smith“: Brangelina mit Tiefgang

Bewerbungsgespräche laufen normalerweise wie folgt: Arbeitgeber erfragen berufsspezifische Fähigkeiten. Arbeitnehmer bieten Teamfähigkeit, Fachkenntnisse, Motivation. Wer den besten Eindruck macht, gewinnt. Es sei denn, man bewirbt sich wie John und Jane auf, nun ja, unkonventionelle Jobs. Dann erzählt ersterer freimütig, er habe bereits 13 Personen getötet, bevor sich letztere „zu unsozial“ für die CIA nennt. Ein perfektes Match.

Denn ihre Qualifikation macht sie zu Vertragskillern, die vom New Yorker Luxusappartement aus Aufträge am Rande der Legalität (und darüber hinaus) ausführen. Klatschspaltenkundige dürfte das an „Mr. & Mrs. Smith“ erinnern. Die RomCom hat Brad Pitt und Angelina Jolie einst zu Brangelina gemacht. Nun geht sie bei Amazon Prime (acht Folgen) in Serie. Wobei schon deren Personal andeutet, dass einiges anders ist als 2005.

Ich bin gefühllos und manipulativ. Genau richtig für diesen Job, oder?

Jane (Maya Erskine) im Bewerbungsgespräch

John Smith wird vom afroamerikanischen Co-Autoren Donald Glover gespielt, Maya Erskines Jane ist japanischer Abstammung. Und anders als die Originale wissen beide vom Broterwerb der anderen. Wenn sie in jedem der acht Teile gemeinsam einen – mal mehr, mal weniger tödlichen – Befehl befolgen, bleibt also reichlich Raum zur skeptischen, aber aufrichtigen Annäherung zweier Zwangsliierter.

Die nämlich vollzieht sich mit einer dialogbasierten Neugierde weit jenseits von Brangelinas Eye-Candy-Glamour. Den gibt es in dieser Paarbeziehung auch. Allerdings nimmt Regisseur Hiro Murai sich alle Zeit der Welt, das zarte Pflänzchen Zuneigung seiner Charaktere im Sog globaler Fronteinsätze wachsen zu lassen – und gibt dem Affen Action dennoch humorvollen Zucker einer vielschichtigen Geheimdienstpersiflage.