Schweizerin Joana Heidrich kugelt sich die Schulter aus
So wollten Svenja Müller und Cinja Tillmann ihre starken Leistungen bei der Beachvolleyball-WM in Rom nicht krönen. Nur weil eine ihrer überlegenen Schweizer Gegnerinnen sich im Spiel um Platz drei schwer verletzte, holten sie Bronze. Als die markerschütternden Schreie durch das Stadion hallten, interessierte der Sport niemanden mehr.
Völlig geschockt sahen die beiden deutschen Volleyballspielerinnen Müller und Tillmann sich an, als ihre Gegnerin Joana Heidrich nach einem eigenen Aufschlag in den Sand sackte, sich den rechten Arm hielt und vor Schmerzen schrie. Minutenlang wurde Heidrich behandelt und auch Müller und Tillmann, die sichtlich erschüttert waren und Tränen in den Augen hatten, halfen mit, die 30-Jährige zu versorgen.
Sie hielten Tücher, um die verletzte Heidrich vor Blicken zu schützen, während Ärzte sich um die Schweizerin kümmerten. „Das ist einfach nur schrecklich, du stehst daneben und bist so hilflos“, sagte die 21-jährige Müller. Die erste Diagnose ergab, dass sich Heidrich die rechte Schulter ausgekugelt hatte. Sie hatte schon im verlorenen Halbfinale gegen die Brasilianerinnen Duda und Ana Patricia einen Tag zuvor mit Schulter-Problemen zu kämpfen.
Heidrich wurde umgehend ins Krankenhaus, aus dem sie mittlerweile aber wieder entlassen worden ist. Wie ihr Verband Swiss Volley am Sonntagabend mitteilte, wurde in der Klinik ihre rechte Schulter wieder eingerenkt und Heidrich soll nun in ihrer Heimat weiter untersucht und behandelt werden.
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Zum Zeitpunkt des Abbruchs am Sonntag hatten die beiden Hamburgerinnen mit 0:1 Sätzen und 7:10 Punkten gegen Heidrich und deren Partnerin Anouk Vergé-Dépré zurückgelegen. Nach der Aufgabe der Olympia-Dritten ging das Spiel und die Medaille an das deutsche Duo. „Das sind ganz schön gemischte Gefühle, unsere Gedanken sind bei Joana und Anouk“, sagte Tillmann. Dass die 30-Jährige und ihre neun Jahre jüngere Partnerin bei der WM eine starke Leistung geboten hatten, war völlig unwichtig geworden.
Die Leistung des deutschen Duos überraschte
Schon allein der Einzug in das Halbfinale am Samstag war für das neuformierte Duo ein Erfolg. Die 1:2-Niederlage gegen die Kanadierinnen Sophie Bukovec und Brandie Wilkerson war die erste im siebten WM-Spiel. Im Finale am Abend setzten sich die Brasilianerinnen Duda und Ana Patricia mit 2:0 (21:17, 21:19) gegen Bukovec und Wilkerson durch.
„Wir haben das riesige Potenzial gesehen, aber dass sie schaffen, es so schnell abzurufen, hat uns alle überrascht“, sagte DVV-Sportdirektor Niclas Hildebrand. Im vergangenen Jahr hatten Müller und Tillmann zusammengefunden, spielen aber erst in diesem Jahr ihre erste Saison komplett durch. Ein erster Erfolg war der Sieg im Mai in Ostrava beim Elite-16-Turnier, der höchsten Kategorie in der Beach Pro Tour.
Vor allem die 1,92 Meter große Svenja Müller ist mit ihren erst 21 Jahren die deutsche Hoffnung für die Zukunft. „Wenn sie körperlich fit bleibt, hat sie in ihrer Karriere bei Weltmeisterschaften noch sechs Mal die Möglichkeit, ins Finale zu kommen“, meinte Hildebrand.
Dass das Abschneiden der beiden deutschen Spielerinnen die durchwachsene deutsche WM-Bilanz etwas beschönigt, räumte der Beach-Chef allerdings auch ein. Schließlich hatten nur Müller/Tillmann und die Stuttgarterinnen Karla Borger/Julia Sude das Achtelfinale erreichte, während die anderen beiden Damen-Teams und das einzige Männer-Duo Nils Ehlers/Clemens Wickler frühzeitig ausschieden. „Es war für uns eine WM mit Licht und Schatten“, hatte Hildebrand vor dem Spiel um Platz drei gesagt. Nach dem Drama im Sand interessierte das niemanden mehr. (Tsp/dpa)