Revanche bei der EM: Rudi Völler wünscht sich in der Gruppe die Türkei oder Österreich
Nach den herben Niederlagen in den November-Testspielen hofft Rudi Völler auf eine schnelle Möglichkeit zur Revanche – und zwar bei der Fußball-EM im kommenden Sommer. „Ich wünsche mir die Türkei oder Österreich in die Gruppe“, sagte der DFB-Sportdirektor bei einem Sponsorentermin am Freitag in Hamburg. Nach der „großen öffentlichen Häme“ wäre dies eine Gelegenheit für die Nationalmannschaft, Dinge geradezurücken. Die DFB-Auswahl hatte gegen die Türkei mit 2:3 verloren und kurz darauf in Österreich ein bitteres 0:2 einstecken müssen.
Bei der EM-Auslosung ist Deutschland am Samstag (18.00 Uhr/ZDF/RTL/Magenta TV) als Gastgeber in der Gruppe A auf Position 1 gesetzt. Österreich und die Türkei sind im zweiten Topf von der UEFA eingruppiert, womit nur eines der beiden Teams zum deutschen Gruppengegner werden könnte. Weitere Optionen aus diesem Topf sind Dänemark, Albanien, Ungarn und Rumänien. Aus den Töpfen drei und vier drohen in Holland und Italien hochkarätige Kontrahenten.
Weitere Loswünsche äußerte Völler nicht. Für einen guten Turnierauftakt sei es wichtig, dass man „trotz der Misserfolge die Zuversicht“ beibehalte, meinte Völler. Dann spiele es auch keine Rolle, welches sportliche Kaliber der Kontrahent im Eröffnungsspiel am 14. Juni in München habe.
Ballack glaubt an erfolgreiche EM
Vor der Gruppenauslosung habe er mit Nagelsmann noch einmal telefoniert, berichtete Völler. Seine Überzeugung sei, dass sich die DFB-Elf vor der europäischen Konkurrenz „nicht verstecken müsse“, auch wenn Frankreich „das Maß aller Dinge“ sei. Wichtig sei es, im EM-Vorlauf die richtige Mischung im Team zu finden.
„Optimismus und Zuversicht gehören nicht zu unseren Topstärken“, kritisierte Völler die zuletzt kritischen Kommentare. Experimente müssten Nagelsmann weiter zugestanden werden. Zuletzt war der Bundestrainer für seine Personalentscheidung, Offensivspieler Kai Havertz als linken Außenverteidiger aufzubieten, kritisiert worden. „Die Wahrheit kommt im Sommer“, sagte Völler. Die Wucht der öffentlichen Meinung müsse man bis dahin aushalten.
Man muss nicht immer Favorit sein, um Dinge zu gewinnen.
Michael Ballack, ehemaliger Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft
Unter Völler als Teamchef hatte Deutschland bei der WM 2002 gegen Saudi-Arabien (8:0) leichtes Spiel und wurde später Vize-Weltmeister. 2004 ging es bei der EM zum Auftakt gegen die Niederlande (1:1). Es folgte das schnelle EM-Aus und der Rücktritt Völlers.
Daran, dass man aber auch bei einer schwachen Vorbereitung auf ein großes Turnier letztlich Erfolg haben kann, erinnerte Michael Ballack, der am Freitag ebenfalls in Hamburg zugegen war. Damit spielte er auf die WM 2006 in Deutschland an, bei der der Gastgeber letztlich Rang drei erreichte. „Es ist machbar, auch in dieser kurzen Zeit. Jede Mannschaft hat diese Spielertypen und das muss kommuniziert werden“, sagte der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft.
Es brauche eine Initialzündung, die deutschen Nationalspieler seien grundsätzlich in der Lage, auf höchstem Niveau zu spielen. „Sie kennen den Druck. Sie kriegen es nur noch nicht in der Form hin, wie wir uns das alle wünschen“, sagte Ballack und fügte hinzu: „Aber man muss auch nicht immer Favorit sein, um Dinge zu gewinnen.“ (mit dpa)