Hertha BSC und die personelle Not in der Abwehr: Toni Leistner, Linus Gechter oder doch Pascal Klemens?
Ein solches Angebot bekommt man nicht alle Tage, vor allem nicht, wenn man noch so jung ist wie Pascal Klemens. Er könne selbst entscheiden, wo er spiele, sagt sein Trainer Pal Dardai. Als Innenverteidiger in der Viererkette oder wie zuletzt im defensiven Mittelfeld. Zumindest für den Fall der Fälle.
Der Fall der Fälle wäre, dass nicht nur Toni Leistner für das Heimspiel von Hertha BSC gegen die SV Elversberg (Sonntag, 13.30 Uhr) ausfällt, sondern auch dessen potenzieller Vertreter Linus Gechter. Ausgeschlossen ist das nicht.
Ausgeschlossen ist allerdings auch nicht, dass beide Innenverteidiger zur Verfügung stehen – und der 18 Jahre alte Pascal Klemens gar nicht erst in die Lage gerät, sich entscheiden zu müssen. Eine klare Präferenz hat er, obwohl gelernter Abwehrspieler, nicht. „Mir ist das relativ egal“, sagt er.
Toni Leistner, der Kapitän des Berliner Fußball-Zweitligisten, hat nach dem Spiel in Hannover am vergangenen Wochenende über muskuläre Probleme im Oberschenkel geklagt. Mit Blick auf einen Einsatz gegen den Aufsteiger aus Elversberg klang Dardai schon am Tag danach nicht allzu optimistisch. Daran hat sich auch eine knappe Woche später wenig geändert. „Er ist immer noch beim Doc“, sagte der Ungar am Freitag.
Mein Gefühl sagt mir: Er wird es nicht schaffen.
Herthas Trainer Pal Dardai über die Einsatzchance von Toni Leistner
Eine strukturelle Verletzung liegt offenbar nicht vor, denn Leistner selbst liebäugelt noch mit einem Einsatz am Sonntag, auch wenn er bisher nicht mit der Mannschaft hat trainieren können. „Er möchte, er will“, berichtete Dardai. „Aber mein Gefühl sagt mir: Er wird es nicht schaffen.“
Realistischer ist wohl eine Rückkehr zum Pokalspiel am kommenden Mittwoch, „wenn überhaupt“, wie Dardai sagte. Dann empfängt Hertha im Olympiastadion den Hamburger SV, einen von Leistners Ex-Klubs.
Sollte der 33-Jährige am Sonntag ausfallen, wäre Linus Gechter der logische Vertreter für den Platz rechts in der Innenverteidigung. So wie schon vor vier Wochen, als Leistner beim 0:0 gegen Hansa Rostock gelb-rot-gesperrt fehlte.
Für Gechter, auch erst 19 Jahre alt, war es der zweite Startelfeinsatz in dieser Saison. Bei der 0:3-Niederlage gegen den HSV am dritten Spieltag hatte er ebenfalls von Beginn an gespielt, allerdings auf der ungewohnten Position des linken Außenverteidigers.
Gechter hat im September 2021 erstmals für Herthas Profis gespielt. Mit 17 Jahren und 194 Tagen war er damals der zweitjüngste Bundesliga-Debütant der Berliner. Seitdem ist er in weiteren 22 Pflichtspielen für den Klub zum Einsatz gekommen.
Dass es nicht schon deutlich mehr sind, liegt auch daran, dass Gechter immer wieder krank oder verletzt war, auch während seiner Leihe zum Zweitligisten Eintracht Braunschweig in der Rückrunde der vergangenen Saison. Eigentlich sollte er dort die Spielpraxis bekommen, die ihm bei Hertha im Abstiegskampf in der Ersten Liga vermutlich verwehrt geblieben wäre. Doch Gechter bestritt lediglich fünf Spiele für die Braunschweiger.
Als er im Sommer zu Hertha zurückkehrte, war Trainer Dardai regelrecht „schockiert von seinem Körper“. Die Defizite hat Gechter in der Vorbereitung zwar wieder aufgearbeitet, doch auch in dieser Woche – mit der Aussicht auf die Vertretung des angeschlagenen Toni Leistner – hat es ihn wieder erwischt. Am Donnerstag fehlte Gechter krank im Training. „Das ist immer so“, sagt Dardai. „Wenn man Pech hat, geht es immer so weiter.“
Die Hoffnung, dass ihm Linus Gechter gegen Elversberg zur Verfügung steht, hat Herthas Trainer allerdings noch nicht aufgegeben. Sonst wird er wohl doch Pascal Klemens fragen müssen, wo er eigentlich spielen möchte.