#RAFDP im „ZDF Magazin Royale“: Böhmermann sucht mit fiktivem Fahndungsplakat nach Politikern und Journalisten
Im Jahr 2012 zeigte das Satiremagazin „Titanic“ Papst Benedikt XVI. mit einem Urinfleck auf der Soutane und strapazierte mit dieser Anspielung auf das Alter des Pontifex nicht nur die religiösen Gefühle gläubiger Katholiken. Der Papst ging juristisch gegen das Titelbild vor, das Magazin beugte sich der Entscheidung, es folgte eine kontroverse Diskussion über die Grenzen der Satire.
Einer, der ebenfalls die Grenzen der Satire austestet, ist Jan Böhmermann. Als PR-Stunt für die neue Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ hat er Mitglieder der FDP wie deren Vorsitzenden Christian Lindner und Parteifreund Wolfgang Kubicki sowie Journalisten der Zeitungsgruppe Welt mit Herausgeber Stefan Aust und Chefredakteur Ulf Poschardt durch ein fiktives Fahndungsplakat in Nähe von Linksterroristen gerückt. Hashtag #RAFDP. Absurd, aber wirkungsvoll.
Der Fahndungsaufruf ist den BKA-Plakaten aus den 1970er und 80er Jahren nachempfunden, mit denen Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe und späterer RAF-Generationen gesucht wurden. Die Werbung für das „Magazin Royale“ mag plump sein, gleichwohl ist sie so haarsträubend überspitzt – die Belohnung wird in D-Mark in Aussicht gestellt –, dass sie nicht ernst zu nehmen sein sollte.
Die Reaktionen fallen gleichwohl extrem aus. Die Abgebildeten sind auf der Zinne, die Böhmermann-Sympathisanten begeistert, die Reflektierten streiten über Fragen des guten Geschmacks. Der Aktion ist längerer Nachhall sicher.
Möglicherweise hätte es geholfen, zur Einordnung zunächst die Sendung abzuwarten. Darin entpuppt sich die vermeintliche Terroristenjagd als Retourkutsche darauf, dass Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ zuletzt in die Nähe jenes RAF-Terrorismus gerückt wurden. Statt #rafdp hätte es auch heißen können: Selber RAF!
Dass der ZDF-Satiriker in seiner Argumentation ziemlich dünne Bretter bohrt – der Vergleich zwischen Christian Lindner und Andreas Baader besteht aus einer gewissen Ähnlichkeit und der gemeinsamen Vorliebe für Porsche-Autos – ist ein weiterer Beleg: An diesem Abend ist nicht der investigative Böhmermann unterwegs, diesmal erscheint der Politclown, für den Kritiker ihn halten, auf dem Bildschirm.
Möglicherweise ist genau das das Problem: Man weiß nie, womit er als nächstes um die Ecke kommt, Stichwort Varoufakis, Erdogan, NSU-Akten oder zuletzt Kritik am hauseigenen öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Apropos Öffentlich-Rechtliche. Es dürfte kein Zufall sein, dass Böhmermann speziell Politiker und Journalisten auf das Plakat zerrte, die mit ARD und ZDF beinahe ebenso große Probleme haben wie mit Klimaklebern. Dass Markus Söder nicht abgebildet wurde, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass der Parteiname CSU so gar nicht auf RAF passt. Auf Alice Weidel wird in der Sendung zwar eingegangen, doch die „Ehre“ des Steckbriefs wollte Böhmermann der AfD offenbar nicht zugestehen.
Das wäre wohl zu viel der Satire gewesen.
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