Der „Tatort“ aus Zürich: Wie Thelma und Louise

Der Zürichsee ist diesmal besonders toxisch: Erst wird ein britischer Presenter einer Charity-Gala im direkt am See gelegenen Nobel-Hotel erschossen, wenige Tage später wird ein Spitzen-Unternehmer, an sein Ruderboot gefesselt, auf dem Grund des Sees gefunden. Die Morde sind brutal, und sie weisen Anzeichen auf, die direkt zur Ndrangetha weisen, also der kalabrischen Mafia. Dann erhält Dominic Mercier (Leonardo Nigro), einer der Ausrichter der Wohltätigkeits-Veranstaltung, einen Drohbrief. In dem Umschlag befinden sich die Fußzehen, die man dem Presenter abgetrennt hatte.

Die Zürcher Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) fragen sich, in welchem Kontext die Morde und Drohungen stehen. Das Milieu ist überaus betucht, und immer wieder führt alles zum Charity-Event. Dann geschieht ein dritter Mord, der nicht nur Grandjean und Ott aus dem Konzept bringt, sondern zugleich eine zweite dramaturgische Handlungsebene in den von Tobias Ineichen nach einem Drehbuch von Claudia Pütz und Karin Heberlein in Szene gesetzten Fall bringt: die Direktorin eines Waisenhauses wird bei sich zu Hause brutal umgebracht.

„Seilschaft“ (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) ist der fünfte „Tatort“-Fall des noch relativ neuen, seit etwa zweieinhalb Jahren tätigen Zürcher Ermittlerinnen-Duos Grandjean und Ott, das besonders, anders, eigen ist.

Die Krux des jüngsten Falles ist, dass die erste Hälfte arm an innerer Spannung ist und eher etwas spröde daherkommt. Noch ein Fall um mafiöse Strukturen? Es dauert, bis „Seilschaft“ dramaturgisch schließlich an Fahrt aufnimmt, dann zumal, als Tessa Ott mehr und mehr betroffen reagiert, als es um die Jugendlichen im Waisenhaus geht.