Optimale Bedingungen in Berlin: Rhythmische Sportgymnastik im Wandel

Bei den Olympischen Spielen in Paris im vorigen Sommer erhielt die Rhythmische Sportgymnastik, kurz RSG, einen Aufmerksamkeitsschub in Deutschland. Favoritin Darja Varfolomeev, damals 17 Jahre alt, gewann die Goldmedaille. Für die Sportart ist das eine große Chance, denn sie ist eine der elegantesten und technisch anspruchsvollsten überhaupt.

Tanja Ballwanz, erste Vorsitzende der Abteilung Rhythmische Sportgymnastik beim SC Charlottenburg, kommt ins Schwärmen, wenn sie nach der Faszination der RSG gefragt wird: „Da kommt viel zusammen: Körperkontrolle, Grazie und im Gegensatz zum Ballett eine große Vielfältigkeit. Und die RSG ist Rundumschulung, das heißt, sie schult auch Kraft, Ausdauer, Musikalität und Geschicklichkeit“, sagt Ballwanz.

In Berlin hat die Sportart eine lange Tradition. Ballwanz bemerkt aber, dass sie erst durch den Mauerfall bedeutsamer geworden ist. „Es war ein erfolgreiches Zusammenkommen der Einflüsse und der bescheidenen Traditionen aus Ost und West. Das hat zu einer Leistungsexplosion geführt.“

Möglichkeiten, die RSG sowohl als Hobby als auch leistungsorientiert zu betreiben, gibt es viele. Vereine wie der Berliner TSC, der VfL Zehlendorf und der 1. VfL Fortuna Marzahn haben renommierte Abteilungen.

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Gerade auch für Leistungssportlerinnen bietet Berlin optimale Bedingungen. Der Bundesstützpunkt im Olympiapark dient als Trainingsstätte für Athletinnen, die auf nationale und internationale Wettkämpfe vorbereitet werden. Dazu kommt der Landesstützpunkt im Europasportpark. Die Deutsche Turnliga (DTL) organisiert Bundesligen.

Zudem finden in Berlin regelmäßig bedeutende Wettkämpfe statt, wie das „Berlin Team Masters“, das internationale Top-Athletinnen anzieht.

Je nach Lern- und Konzentrationsfähigkeit sollten Kinder im Alter zwischen fünf und sieben Jahren mit dem Sport beginnen. Ballwanz ergänzt, dass davor eine allgemeine Grundausbildung möglich ist: „Talentierte Mädchen können auch älter in den Sport starten.“

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Handgeräte gibt es bei der Rhythmischen Sportgymnastik: Seil, Reifen, Ball, Keulen und Band.

Ausgeführt wird die RSG mit fünf Handgeräten: Seil, Reifen, Ball, Keulen und Band. Diese werden von den Athletinnen in einer Choreografie zu Musik bewegt. Dabei ist ganz viel Körperbeherrschung, Gleichgewichtssinn und Rhythmusgefühl nötig.

Obwohl die RSG traditionell von Frauen dominiert wird und die meisten internationalen Wettkämpfe (zum Beispiel Weltmeisterschaften und Olympische Spiele) ausschließlich für Frauen angeboten werden, gibt es auch männliche Athleten. In einigen Ländern, insbesondere in Japan und Spanien, existiert eine etablierte männliche RSG-Szene.


Margarita Kolosov aus Potsdam belegte bei Olympia den vierten Platz

Überhaupt hat der Sport sich in den letzten Jahren gewandelt, ist moderner und auch für Zuschauende attraktiver geworden. Daran hat vor allem auch die Potsdamer Athletin Margarita Kolosov einen Anteil, die bei den Olympischen Spielen 2024 den vierten Platz belegte. Ihre Choreografien sind gleichermaßen anmutig und dynamisch.

Wer es in die absolute Spitze schaffen will, benötigt hartes Training. „Disziplin ist im Training notwendig, übermäßiges Drillen beeinflusst die Entwicklung der Persönlichkeit aber eher negativ. Bei sechs Trainingstagen pro Woche dürfen der Spaß und die sozialen Kontakte nicht leiden“, sagt Ballwanz.

Insgesamt wünscht sie sich für die RSG mehr Förderung. „Nach Olympia gab es schon mehr Aufmerksamkeit, die Wartelisten sind lang. Aber es gibt nicht genug Hallenzeiten, um allen interessierten Mädchen eine Trainingsmöglichkeit zu bieten. Durch die Einführung der Bundesliga und die internationalen Erfolge ist das Zuschauerinteresse aber gestiegen.“ Ballwanz ergänzt, dass es vielleicht auch mehr erwachsene Gymnastinnen in dem Sport braucht. Und warum nicht – Grazie kennt schließlich kein Alter.