Oasis-Konzert in Dublin: Warum ich danach in ein tiefes Loch fiel – und Sie mir da raushelfen können

Zwei Wochen ist es jetzt her. Ich stand im unteren Rang des Dubliner Croke Parks, um gemeinsam mit 80.000 Oasis-Fans „Sooo Sally Can Wait“ zu schreien und in purer Glückseligkeit zu ersaufen. Jetzt schlurfe ich mit „Don’t Look Back in Anger“ auf den Ohren durch Neukölln und trete missmutig Kiesel und Kronkorken vor mir her.

Ich kenne die Folgetag-Melancholie nach Konzertbesuchen oder Festivals. Auch der Blues nach einem schönen Urlaub ist mir nicht neu – wenn die Realitätsklatsche mit flach ausgestreckter Hand wieder den Alltag für sich einfordert. Aber diese Post-Konzert-Depression nach dem Besuch der Oasis-Reunion-Tour knallt definitiv anders rein. Ich verstehe nicht, warum und seziere das Erlebte.

Invasion der Bucket-Hats: Von null auf „Champagne Supernova“

Vorfreude war in jedem Fall da. Immerhin haben sich die zerstrittenen Gallagher-Brüder der Britpop-Band Oasis nach 16 Jahren irgendwie wieder zusammen gerauft, um eine große Comeback-Tour zu starten. Ich ahnte bereits, dass es groß wird – dass es ein einschneidendes „Once-in-a-Lifetime“-Abenteuer wird allerdings nicht.

Zur ersten Liedzeile „Is it my imagination?“ dreht man sich wieder geschlossen um und ich frage mich nun unweigerlich auch, ob der Moment wirklich meiner Imagination entspringt oder real ist. Bereits jetzt übermannt mich das paradoxe Gefühl einer vorauseilenden Wehmut und ich weiß, dass ich das hier voll auskosten muss, weil ich mich schon bald danach zurücksehnen werde.

Es folgt Hymne auf Hymne, ehe der Konzertabend mit einem bunten Feuerwerk und Tausenden zurückgelassenen Plastikbechern auf dem Boden endet, die bereits Minuten danach weggefegt werden. Und genau so fühlt es sich auf dem Weg ins Hotel auch in mir an: nach knallenden Pyro-Explosionen und gleichzeitig besenreiner Leere.

Ashcroft beschreibt weiter, dass sich der Croke Park an jenem Samstagabend wie „der gegenwärtigste, lebendigste Ort auf dem Planeten“ angefühlt habe. Der Sänger betont: „Dasselbe galt für die Menschen auf der Straße“. Oasis selbst veröffentlichte nach dem Dublin-Konzert via Instagram ein Video, das Fans vor dem Stadion zeigt, die zwar offensichtlich keine Tickets ergattern konnten, die Gallagher-Reunion dafür aber umso lautstarker feiern.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

„Nobody knows the way it’s gonna be“

Ashcroft vermutet, dass die jüngsten Oasis-Konzerte bei den Konzertbesuchern die Kraft der Musik noch einmal in den Fokus gerückt haben. Er hofft: „Vielleicht können wir für eine Weile in diese Ära zurückkehren, in der die Menschen die Kraft dieser Songs erkannt haben. Sie haben die Zeit so gut überdauert und sind so gut gealtert.“

Gut gealtert sind bestenfalls dann auch die Oasis-Fans der ersten Stunde. Mit einigen von ihnen durfte ich vor zwei Wochen Arm in Arm zum „Poznań“ hopsen und erleben, wie 80.000 Menschen zu einem großen, wabernden Tier verschmolzen. Und nun, während ich durch Neukölln trottend „Stand by me, nobody knows the way it’s gonna be“ höre, frage ich mich, ob ich jemals wieder dahin zurückkann – zu diesem Mix aus kollektivem Einssein und individuellem Jetzt-Sein. Gibt es ein Comeback des Comeback-Tour-Feelings?

Die „Post-Konzert-Depression“ nach der Oasis-Tour ist real

Und ich frage mich, ob ich übertreibe. Bilde ich mir das alles nur ein? Ersaufe ich im Pathos? Nicht ganz. Die emotionale Leere nach Konzerten hat tatsächlich einen Namen und wird in Fachkreisen auch als „Post-Konzert-Depression“ (englisch: PCD) bezeichnet. Solche Gefühle der Verstimmung oder Niedergeschlagenheit können nach einem Konzert, Festival, Sport-Event oder auch nach dem großen Finale einer heißgeliebten Serie eintreten.