Noch ein Ende einer Ära bei der Nationalmannschaft
In einer anderen Welt wäre jetzt vermutlich die Zeit von Andreas Köpke gekommen. In einer Welt, in der die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihr EM-Achtelfinale gegen England gewonnen, anschließend im Viertelfinale die Ukraine bezwungen hätte und schließlich zum Final Four der Europameisterschaft nach Wembley zurückgekehrt wäre.
Exakt ein Vierteljahrhundert ist es in diesen Tagen her, dass die Nationalmannschaft mit dem Gewinn des EM-Titels in London einen ihrer letzten großen Erfolge gefeiert hat. Andreas Köpke, damals Deutschlands Nummer eins, hat dazu in erheblichem Maße beigetragen. Zum einen im abschließenden Gruppenspiel gegen Italien, in dem die Deutschen ihr frühes Ausscheiden nur dank der vielleicht besten Leistung Köpkes überhaupt im Nationaltrikot verhindern konnten.
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Zum anderen natürlich durch seine Rettungstat im Halbfinale gegen den Gastgeber England, als er im Elfmeterschießen den Schuss von Gareth Southgate, Englands heutigem Nationaltrainer, parierte.
Andreas Köpke hat all diese Geschichten nicht mehr erzählen müssen, weil die Welt ist, wie sie ist – und die Nationalmannschaft eben nicht mehr nach London reisen durfte. Seit etwas mehr als einer Woche ist die EM für die Deutschen vorbei. Für Andreas Köpke aber ist mit dem Ausscheiden gegen England mehr als nur ein weiteres großes Turnier mit einer Enttäuschung zu Ende gegangen. Mit dem Ausscheiden gegen England endet nun auch seine Zeit beim Deutschen Fußball-Bund. Das gab der DFB am Mittwoch bekannt.
Im Herbst 2004 hat Köpke bei der Nationalmannschaft Sepp Maier als Torwarttrainer abgelöst – auf Betreiben des gerade erst installierten Bundestrainers Jürgen Klinsmann, mit dem Köpke eine besondere Beziehung verbindet. 1996 hatten beide mit der Nationalmannschaft den EM-Titel gewonnen, und als Klinsmann im Herbst 2019 Trainer bei Hertha BSC wurde, gehörte Köpke für ein paar Wochen ebenfalls zu dessen Stab. Vom DFB hatte der Torwarttrainer die Erlaubnis erhalten, in der länderspielfreien Zeit aushilfsweise bei den Berlinern einzuspringen.
Von den siebzehn Jahren bei der Nationalmannschaft hat Köpke allerdings nur zwei unter Jürgen Klinsmann gearbeitet. Die weitaus längere Zeit gehörte er dem Stab von Joachim Löw an, der nach der WM 2006 vom Assistenz- zum Bundestrainer aufgestiegen war. „Ich bin mit Jogi gekommen und werde nach siebzehn Jahren mit ihm gehen“, sagte Köpke der Deutschen Presse-Agentur. Sein Vertrag beim DFB wäre eigentlich noch bis zur WM im Spätherbst 2022 in Katar gelaufen.
Wie es weitergeht, ist noch nicht bekannt. Nicht für den 59 Jahre alten Köpke, der sagte: „Jetzt gehe ich erst einmal in Urlaub.“ Und auch nicht für den DFB, der in einer Presseerklärung mitteilte, dass über die Besetzung der Torwarttrainerposition „zu einem späteren Zeitpunkt entschieden“ werde.
Der neue Co-Trainer ist erst 32
Davon abgesehen steht das Team des neuen Bundestrainers Hansi Flick, der offiziell am 1. August seine Arbeit aufnimmt, nun schon weitgehend. Marcus Sorg, bereits unter Löw Co-Trainer, bleibt im Amt. Dazu kommt als zweiter Assistent der erst 32 Jahre alte Danny Röhl, der schon beim FC Bayern zu Flicks Trainerstab gehört hat. „Ich schätze Danny als absoluten Fachmann, der meine Vorstellung und Ideen vom Fußball teilt“, sagte der neue Bundestrainer.
Flick und Röhl waren bei den Bayern zunächst gemeinsam Co-Trainer von Niko Kovac. Zuvor hatte der gebürtige Zwickauer als Videoanalyst und Jugendtrainer bei Rasenballsport Leipzig gearbeitet und war als Assistent von Ralph Hasenhüttl sowohl in Leipzig als auch beim FC Southampton tätig. Sein Wechsel zum DFB kommt alles andere als überraschend. Im Juni bat Röhl die Bayern um die Auflösung seines eigentlich noch bis 2023 laufenden Vertrags. Einen neuen Job hatte er da längst in Aussicht.