Kritik an Hygienekonzept: Vor dem Start der Handball-WM geht es schon wieder um Corona

„Endlich wieder ein normales Turnier”. Dieser Satz war im Vorfeld der heute beginnenden Handball-Weltmeisterschaft in Polen und Schweden oft zu hören. Nachdem die vergangenen zwei Großturniere von der Pandemie geprägt waren, war die Hoffnung vielerorts vorhanden, dass überhöhte Einschränkungen in diesem Jahr ausbleiben. Doch schon im Vorfeld sorgte das Coronavirus für Unruhe.

Zum einen, weil beispielsweise in der dänischen Nationalmannschaft erst Simon Pytlick und später Mads Mensah Larsen positiv getestet wurden. Beide Fälle hängen wahrscheinlich nicht miteinander zusammen, beide Spieler hatten keine Symptome, bei beiden sei der Einsatz nicht gefährdet. Trotzdem: Allein die Erinnerung an die Europameisterschaft 2022 und die zahlreichen Covid-19-Infekte lassen hier kurz aufhorchen.

Da scheint es nur zu verständlich, dass die Internationale Handball Föderation (IHF) bei ihrem Hygienekonzept Vorsicht hat walten lassen. Scheint es. Denn während die Bestimmung der Impfpflicht allgemein ohne viel Murren hingenommen wurde, sorgten das vorgesehene Testungssystem und die damit einhergehenden Isolationsregularien – fünf Tage bei einem positiven Ergebnis – für Unmut.

Das Vorgehen verstoße gegen die Menschenrechte, kritisierte beispielsweise Islands Nationaltorhüter Björgvin Pall Gustavsson in einem offenen Brief und drohte sogar mit rechtlichen Schritten. Die Antwort der IHF, dass die Maßnahmen dem Schutz der Teilnehmenden dienen, konnte ihn wenig beruhigen, „da wir hier im Hotel wohnen, zusammen mit anderen Teams, anderen Gästen, dem Personal – und das alles ohne Masken oder andere Restriktionen”, schrieb der 37-Jährige auf Twitter.

Unterstützung bekam der ehemalige Bundesliga-Akteur etwa von Kiels Niklas Landin und Lemgos Bobby Schagen. Der in Mannheim unter Vertrag stehende Schwede Michael Apelgreen hatte ebenfalls seinem Unverständnis Luft gemacht: „Es ist eine Schande, wenn man zu Hause eine WM spielt und nicht so leben kann, wie wir in Schweden sonst leben.” Sowohl in Schweden als auch in Polen wurden die Quarantänepflicht und andere Maßnahmen ausgesetzt.

Beim Deutschen Handballbund (DHB) versuchen die Verantwortlichen derweil, das Thema nicht überzubewerten. „Die Regularien stehen, wie sie stehen”, erklärte DHB-Vorstandschef Mark Schober nüchtern und Sportvorstand Axel Kromer ergänzte: „Ich gehe nicht davon aus, dass ein Spieler bei einem positiven Test auf seinem Zimmer bleiben muss und nicht rausgehen darf. Wir werden da Lösungen finden. Und es ist klar, dass ein positiv getesteter Spieler nicht zum Gruppenfrühstück geht.”

Anders als vor einem Jahr in Bratislava freut sich das Team darauf, als Team zu funktionieren. Nicht allein auf dem Zimmer essen, sondern den Gemeinschaftsraum nutzen. Nicht regelmäßig mit Überraschungseffekt beim Spiel auflaufen, ohne zu wissen, mit wem die Partie bestritten wird. Nicht auf das Hotel und die Halle reduziert sein, sondern die Stadt, in der das Turnier stattfindet, zumindest mit einem längeren Spaziergang ohne Bedenken abschreiten können.

„Ich hoffe einfach, dass wir eine WM erleben werden, in der es nur um Handball geht”, sagte Bundestrainer Alfred Gislason. „Wir sind auf einem guten Weg zur Normalität.”

Wie genau diese Normalität dann im deutschen Spielort Katowice aussehen wird, wird sich zeigen. Am Dienstag absolvierte die deutsche Auswahl den vorgeschriebenen PCR-Test, mit Ergebnissen kann am Mittwoch gerechnet werden, einen Tag später macht sich der Tross Richtung Polen auf.

Dass die Deutschen dann anders als Dänemark, Schweden, Island, Norwegen, Spanien und Frankreich nicht zum Favoritenkreis zählen, wurde breit kommuniziert. Die Vorfreude sei indes ungebrochen. „Wir wollen zeigen, was für ein Potenzial in der Mannschaft steckt und dementsprechend überragend ist die Stimmung”, sagte Gislason – in der Hoffnung, dass Corona bis zum Turnierende am 29. Januar nur eine Randbemerkung bleibt.

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