Handball vor Fußball?: Kaum zu glauben!

Nun also geht es dem Fußball womöglich an den Kragen in Sachen Popularität, zumindest in Deutschland. Jedenfalls sagt das Bob Hanning, der Manager der Füchse Berlin und eine der gewaltigsten Stimmen im deutschen Sport. Hanning hat in der „Bild“ geschrieben, dass die beginnende Handball-WM seiner Sportart die große Chance biete, „den Fußball in den Schatten zu stellen“.

Nun sind Hannings Argumente für seine Sportart gut. Die Handballer sind nahbarer als ihre reichlich abgehobenen Kollegen aus der kickenden Fraktion im Männer-Profifußball. Sie machen es den Menschen sicher einfach, den Erfolgsfall vorausgesetzt, mit ihnen mitzufiebern. Ein so in mehrfacher Hinsicht mislungener Auftritt wie der der DFB-Elf beim seltsamen Turnier in Katar ist von den Handballern bei der WM nicht zu erwarten.

Trotzdem sind Hannings Aussagen ein vielleicht schöner, aber auch frommer Wunsch: Selbst wenn die Deutschen beim Turnier in Polen und Schweden begleitet von Megaeinschaltquoten zum Titel rauschen sollten – an der Hierarchie im deutschen Profisport werden sie kaum nachhaltig rütteln können.

So wie dem Profifußball seit den Siebzigerjahren in den USA von vielen quasi stündlich der große Durchbruch vorausgesagt wird, genauso mutig ist es, zu behaupten, dass sich bei der Popularität in der deutschen Profisportszene irgendetwas gravierend verschieben könnte. Der Grund ist einfach: Der Sportraum ist besetzt, Menschen ändern ihre Vorlieben und Gewohnheiten nicht so schnell, das wird über Generationen so weitergegeben.

Der Weltverband Fifa und die Big Player im europäischen Klubfußball machen mit ihren aberwitzigen Geschäften und Megagehältern zwar viel dafür, ihren Sport an der Spitze zu zerstören, aber das hat kaum Effekt an der Basis. Die schlechten Einschaltquoten bei der Katar-WM liegen sicher nicht daran, dass die Menschen den Fußball nicht mehr mögen, sondern sind eher darin begründet, dass sich das Geschäft von keiner guten Seite gezeigt hat.

Deshalb rennen aber nicht weniger Menschen zu einem Bundesligaspiel von Borussia Dortmund. Und im Umkehrschluss ist es auch so: Selbst wenn Deutschland Handball-Weltmeister wird, werden die Hallen in der Bundesliga kaum voller werden. Das war 2007 nach dem letzten WM-Titel der Deutschen auch nicht so.

Aber Hannings Wunsch ist durchaus legitim und klug kalkuliert. Man kann es ja mal in den Raum werfen, vielleicht bleibt ja was hängen. Wobei es an sich auch reicht, einer Sportart viel Glück zu wünschen, ohne eine andere in die Ecke zu stellen. In diesem Sinne: Freuen wir uns auf eine schöne Handball-WM.

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