Neuer Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden: Christian Thielemann folgt auf Daniel Barenboim

Nun ist das Gerücht Gewissheit: Christian Thielemann soll, wie Berlins Kultursenator Joe Chialo bei einer Pressekonferenz am Mittwochmittag bekannt gab, der neue Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden werden. Er beerbt damit Daniel Barenboim, der sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzieht, aber Chefdririgent auf Lebenszeit bleibt.

Der 1959 in Berlin-Wilmersdorf zur Welt gekommene, in Schlachtensee aufgewachsene und in Potsdam-Babelsberg lebende Thielemann kehrt damit in seine Geburtsstadt zurück, wo er von 1997 bis 2004 schon Generalmusikdirektor der Deutschen Oper war.

Thielemann tritt das Amt 2024 an. Sein aktueller Vertrag bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden läuft noch bis zum Ende der Spielzeit 2023/24. In Dresden hat er auch eine Honorarprofessur an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber inne. Von 2013 bis 2022 war er überdies künstlerischer Leiter der Osterfestspiele Salzburg. Zwischen 2015 und 2020 hatte er den eigens für ihn geschaffenen Posten des Musikdirektors der Bayreuther Festspiele inne, wo er als Dirigent im Jahr 2000 mit den Meistersingern sein Debüt gegeben hatte. Regelmäßige Gastdirigate absolvierte er bei den Wiener und Berliner Philharmonikern.

Als Interpret der deutschen Klassik, von Romantik und Spätromantik genießt er einen herausragenden Ruf, ist in der Bandbreite seiner musikalischen Interessen und seinem Verständnis für die Gegenwart aber nicht halb so offen wie Daniel Barenboim. Dazu kommt ein zuweilen unbeherrschtes herrisches Auftreten, das ihn an vielen seiner bisherigen Wirkungsstätten Konflikte bescherte.

Thielemann war zuletzt mehrfach als Dirigent der Staatskapelle eingesprungen. Von Herbert Blomstedt übernahm er Anton Bruckners Siebte Symphonie, vom erkrankten Barenboim Richard Wagners „Ring des Nibelungen“. Dem Vernehmen nach soll sich Thielemann aber vor allem während einer Südkorea-Tournee der Staatskapelle, auf der unter anderem die vier Symphonien von Johannes Brahms auf dem Programm standen, der Sympathien des Orchesters versichert haben. (Tsp)