Megan Abbotts Krimi „Aus der Balance“ : Sprünge und Pirouetten von Berserkern
Es riecht nach Schweiß und Angst, Staub, Heizung und ein wenig nach Rauch in der Ballettschule der Durants. Marie, die jüngere der beiden Schwestern Durant, lebt die Tradition der toten Mutter, hält die Linie durch Zigaretten. Dara, die ältere, hat alles unter Kontrolle: ihren Körper, ihren Mann Charlie, die Schule.
Dara glaubt sogar, den Stress zu beherrschen, der kurz vor Weihnachten dutzende Schülerinnen und wenige Schüler erfasst hat. Die Proben für den „Nussknacker“ laufen, das Märchen-Ballett des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Die amerikanische Autorin Megan Abbott schafft in ihrem zweiten auf Deutsch vorliegenden Krimi eine Atmosphäre aus Spannung, Ehrgeiz und Missgunst.
Und Erotik. Nach einem Feuer in einem Raum der Schule tritt ein Bauunternehmer auf. Er soll die Schule in Ordnung bringen und zerstört dabei das intime Beziehungsgeflecht zwischen Marie, Dara und Charlie. Marie und Derek, der Beserker, taumeln in eine Amour fou.
Abbott fasziniert mit Wendungen und einem Sinn für Situationen, die die Atmosphäre extrem aufheizen. Derek zerfetzt Maries Trikot, testet Daras Disziplin. Bis er übertreibt. Was dann geschieht, bringt die Lebens-Choreographie der Durants aus dem Gleichgewicht. Das Chaos übernimmt die Regie. Hinreißend.