Die Wasserfreundinnen haben eine anstrengende Saison hinter sich

Für die Wasserfreundinnen von Spandau 04 war die Saison sehr herausfordernd: Erst wurde der Spielbetrieb in der Bundesliga aufgrund der Pandemie im vergangenen Jahr vorzeitig abgebrochen, sodass sie trotz ihrer sechs Punkte Vorsprung in der Tabelle zunächst nicht mehr um den Titel kämpfen durften. „Dann war es schwer die Motivation hochzuhalten“, sagt Trainer Marko Stamm. „Weil unklar war, wann es weitergeht und der Start immer wieder verschoben wurde.“

Zusätzlich verließen einige Spielerinnen den Verein, etwa die ehemalige Schwimmerin und Stammspielerin Melanie Friese. „Die Saison war für uns ziemlich lang und anstrengend“, erzählt Teamkapitänin Belén Vosseberg. „Und das, obwohl kaum Spiele stattfanden. Wir waren die ganze Zeit auf Abruf.“ Das sei mental ziemlich anstrengend gewesen.

Auch die einzelnen Spielerinnen standen vor individuellen Herausforderungen, so zum Beispiel die Nationalspielerin Jennifer Stiefel, die in Hamburg als Psychologin tätig ist. „Weil sie Patientenkontakt hat, war es ohne Impfung nicht zu vertreten, dass sie das hohe Risiko mit einer Vollkontakt-Sportart eingeht“, erzählt Stamm. Aus diesem Grund fehlte sie bei mehreren Turnieren. Da sie mittlerweile aber den vollständigen Impfschutz hat, steht sie ihrem Team endlich wieder zur Verfügung.

Finale mit Heimvorteil

Genau zum richtigen Zeitpunkt: Nach den erfolgreichen Halbfinalpartien gegen Bochum (18:8, 11:8) steht für Spandau 04 an diesem Samstag (16.30 Uhr/Livestream auf wenders-edv.de) nämlich das erste Finalspiel in der Best-of-three-Serie gegen Bayer Uerdingen an. Weil die Wasserfreundinnen beide Vorrundenturniere gewannen, haben sie Heimvorteil, das heißt Spiel zwei und drei werden in Berlin stattfinden. Natürlich sei es gut, in der Halle zu spielen, in der man auch trainiert, sagt Stamm. „Aber ein noch größerer Vorteil wäre es, vor Zuschauern zu spielen.“ Eine ernsthafte Option sei das angesichts der Tatsache, dass die Spiele drinnen stattfinden, aber nicht gewesen. „Dafür hätten wir unseren Heimvorteil aufgeben müssen und das ist es mir nicht wert“, sagt Stamm.

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Ein anderer Punkt erschwerte zudem die Finalvorbereitung: „Es war etwas schwierig, dass die Spieltermine immer wieder verschoben wurden.“ Die meisten Spielerinnen stehen nämlich genau wie Jennifer Stiefel voll im Berufsleben und mussten ihre Urlaubsplanung immer wieder neu anpassen. „Weil die Spielerinnen damit kaum Geld verdienen, kann ich nicht von ihnen erwarten kann, dass sie den Sport über alles stellen. Die meisten tun es trotzdem“, erklärt Stamm. Er sieht viel Potenzial in dem Team, das erst seit wenigen Jahren in der Bundesliga mitmischt. „Wir haben quasi aus dem Nichts direkt um den Titel spielen können und uns schnell professionalisiert.“

Gegen alle Widrigkeiten

In dieser Saison gab es aber allerlei Kuriositäten, zum Beispiel wurden Stamm und einige Spielerinnen mehrmals fälschlicherweise positiv auf das Coronavirus getestet. Eigentlich war auch geplant, dass das Team Verstärkung bekommt, aber das hat sich aufgrund der Pandemie verschoben. „Wir hatten immer wieder Aufs und Abs“, sagt Stamm, „aber immerhin durften wir in der Schöneberger Schwimmhalle trainieren.“ Weil die Schulen nicht in die Hallen durften, konnten die Wasserballerinnen sogar zweimal täglich üben. „Die Trainingsverhältnisse waren besser als sonst. Auf diesem Fitnesslevel waren wir noch nie“, betont Stamm.

Er schätzt die Chancen für seine Mannschaft „optimal“ ein. Taktisch habe sich das Team gut auf den Gegner eingestellt, allerdings hänge das Ergebnis auch von der Tagesform ab. Da Uerdingen zwei Ex-Olympioniken im Kader hat, erwartet er ein „spannendes Duell“. Auch Kapitänin Vosseberg ist optimistisch: Bei den Vorrundenturnieren hätte ihr Team gut ins Spiel gefunden. „Das wurde mit jedem Spiel immer besser und hat uns gezeigt, wie viel wir über die Zeit gearbeitet haben.“ Sie rechnet aber auch mit mindestens zwei schweren Spielen: „Mit Bayer haben wir einen Gegner auf Augenhöhe.“

Für Stamm hat das Finale eine besondere Bedeutung: Nachdem er sich mit dem Männerteam nicht für Olympia qualifizieren konnte und in der Saison aufgrund einer Verletzung länger aussetzen musste, will er nun zumindest als Trainer mit seinem Team den Titel holen. „Ich habe meine persönlichen Ziele, die ich mir als Sportler gesetzt habe, nicht erreicht. Dafür bin ich als Trainer vorbereiteter als sonst und will den Titel mehr denn je.“