Max Kruse wechselt vom 1. FC Union zum VfL Wolfsburg

Am Samstagabend strahlte Max Kruse gut gelaunt in die Fernsehkameras. Bei Pro Sieben hatte der 33 Jahre alte Fußballprofi weit nach Mitternacht bei der Sendung „Schlag den Star“ gegen den TV-Moderator Steven Gätjen gewonnen und 100.000 Euro kassiert. Auch viele Union-Fans dürften sich den Spaß angesehen und womöglich sogar mit ihrem Liebling gefiebert haben.

Nur einen Tag später versetzte Kruse Köpenick dann in helle Aufregung. Am späten Nachmittag hatte der „kicker“ über Verhandlungen des Offensivspielers mit dem VfL Wolfsburg berichtet und einen Wechsel noch bis Montag als möglich dargestellt. Zu diesem Zeitpunkt schien das noch eine der üblichen Spekulationen kurz vor Ablauf einer Transferperiode zu sein.

Doch nur wenige Stunden später bestätigte der 1. FC Union den Abgang von Kruse: „Sein Abschied trifft uns unerwartet und es wird eine anspruchsvolle Aufgabe, diesen Verlust sportlich zu kompensieren“, ließ sich Oliver Ruhnert in einer Vereinsmitteilung zitieren. Weiter erklärte der Geschäftsführer Profifußball: „Er wollte diesen Wechsel jedoch unbedingt jetzt vollziehen, daher haben wir uns mit dem VfL Wolfsburg entsprechend geeinigt.“

Der 33 Jahre alte Offensivspieler kam im Sommer 2020 von Fenerbahce Istanbul zu den Köpenickern, erzielte in 45 Pflichtspielen 19 Tore und bereitete zwölf Treffer vor. Durch sein Tor in der Nachspielzeit des letzten Saisonspiels 2020/21 zum 2:1-Sieg gegen Rasenballsport Leipzig erreichte Union die Uefa Europa Conference League. Noch am vergangenen Spieltag vor gut einer Woche hatte Kruse beim 2:1 in Mönchengladbach beide Treffer für Union erzielt und die Berliner damit erstmals auf einen Champions-League-Platz geschossen.

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Nun ließ er mitteilen: „Ich bin vor anderthalb Jahren nach Berlin gekommen, weil ich zu diesem Verein – dem 1.FC Union Berlin – wollte.“ Auch damals habe das kaum jemand verstanden, so Kruse weiter. Nun wechsle er nach Wolfsburg, weil er „ein Angebot das langfristig und hoch dotiert ist“, annehmen wolle. Dazu gehe es um einen Verein, „bei dem ich noch ein Kapitel offen habe, das ich nun zu Ende schreiben kann.“ Kruse absolvierte in der Spielzeit 2015/16 bereits 43 Partien für die Niedersachsen. Die Anhänger des 1. FC Union bat der frühere Nationalspieler „um Verständnis“ für seine Entscheidung.

„Wir haben einvernehmlich entschieden, Max nicht gegen seinen Willen vertraglich zu zwingen, bei Union zu bleiben, sondern den sportlichen Verlust finanziell angemessen entschädigen zu lassen“, erklärte Union-Präsident Dirk Zingler. Somit erhält der Bundesligist noch eine bestimmte Geldsumme, im Sommer wäre der Vertrag des Stürmers ausgelaufen und Kruse hätte ablösefrei wechseln können.

Ohne Kruse trifft Union im Pokal-Viertelfinale Anfang März auf den FC St. Pauli

Für Union ist es bereits der zweite herbe Verlust in diesem Winter. Vor Kruse war schon Abwehrchef Marvin Friedrich zu Borussia Mönchengladbach gewechselt. Er wolle dort den nächsten Schritt gehen, hatte der 26-Jährige erklärt. Friedrich steckt mit den Gladbachern allerdings vorerst im Abstiegskampf, auf Gleiches muss sich Kruse in Wolfsburg einstellen.

Bisher konnte Union die Abgänge von Leistungsträgern gut kompensieren, zuletzt fehlte auch Top-Torjäger Taiwo Awoniyi, der für Nigeria beim Afrika-Cup im Einsatz war, inzwischen aber wieder in Berlin ist.

Bei Union stellt sich nun die Frage, ob der Verein anders als eigentlich geplant, kurzfristig doch noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden will – und ob es dort überhaupt eine sportlich gleichwertige Alternative für Kruse gibt. „Ich habe hier immer alles so gut ich kann gegeben und bin auch sehr stolz und froh, wo wir jetzt in der Tabelle stehen”, richtete Kruse noch aus.

Für Union dürfte es nicht leicht werden, ohne den offensiven Spielgestalter Platz vier zu halten. Andererseits dürfte es auch ein Ansporn sein, erneut allen Skeptikern das Gegenteil zu beweisen – zum Beispiel im DFB-Pokal. Dort empfangen die Berliner im Viertelfinale Anfang März auf den Zweitligisten FC St. Pauli. Max Kruse wird dann nur interessierter Zuschauer sein und vielleicht am Ende wieder strahlen. Dann allerdings vor und nicht auf dem Bildschirm. (mit dpa)