So viel zur Solidarität
Natürlich ist die Freude nachvollziehbar. Zum ersten Mal seit 20 Jahren spielt der 1. FC Union international und das nach einer grandiosen Saison völlig zu Recht. In normalen Zeiten hätte das eine grandiose Party verdient gehabt.
Dass wir momentan aber nicht in normalen Zeiten leben, hat am Samstagnachmittag in Köpenick leider ein nicht unwesentlicher Teil der Fans verdrängt. Mehrere Hundert Anhänger feierten auf dem Parkplatz vor dem Stadion, viele dicht gedrängt, viele ohne Masken. Für zahlreiche Menschen, die seit Monaten auf vieles verzichten, fühlt sich das an wie ein Schlag ins Gesicht.
Der Verein hatte die Anhänger per Durchsage vor das Stadion bestellt, die Mannschaft feierte auf dem Balkon mit. Dass die pandemiebedingten Sicherheitsvorkehrungen von einem großen Teil der Anwesenden ignoriert wurden, schien niemanden zu interessieren.
Union hatte sich schon sehr früh in der Pandemie für eine Rückkehr von Zuschauern eingesetzt und dazu detaillierte Pläne vorgelegt. Die Vereinsführung um Präsident Dirk Zingler betonte immer wieder, dass sie nicht nur an Union denke, sondern an die gesamte Veranstaltungsbranche, die Kultur, den Sport. Diesen hat Union am Samstag eher geschadet.
Denn ein Pilotprojekt, das in einer großen Party ohne Einhaltung der Regeln endet, bringt zumindest den Fußball und seine Fans mal wieder in Misskredit.
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Sicher, die 2000 im Stadion anwesenden Fans waren negativ getestet. Selbst PCR-Tests geben aber bekanntlich keine 100-prozentige Sicherheit, von den für den Stadionbesuch nötigen Schnelltests ganz zu schweigen.
Aber auch wenn sich niemand infiziert haben sollte – das Verhalten vieler war unverantwortlich.
Bei Union wird gerne von Solidarität gesprochen. Millionen Menschen haben auf vieles verzichtet und tun dies immer noch. Die Pandemie ist trotz sinkender Inzidenzen und steigender Impfquote noch nicht vorbei – auch wenn das am Samstag in Köpenick nur zu erahnen war.