Anna Butterss, Thee Sacred Souls, Apsilon, Gewalt: Die Alben der Woche im Soundcheck

Anna Butterss: Mighty Vertebrate (International Anthem)
Wer wohl die gewaltigen Wirbeltiere aus dem Albumtitel sind? Wir, vielleicht? Anna Butterss musiziert in Chicago und legt jetzt ihr Debüt auf International Anthem vor. Die Bassistin spielt schon lange mit Heavys wie Makaya McCraven zusammen und da kann es nicht wundern, dass sich hier viele Türen öffnen und man wieder fragen könnte: Ist das denn nun Jazz oder nicht?

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Muss man aber nicht, weil Antwort egal. Butterss Offenheit wirkt nie wie Schlaubergerei. Jemand fühlte sich an die Spinnereien vom legendären Label Ralph Records erinnert. Da ist durchaus was dran. Andreas Müller, Moderator


Apsilon: Haut wie Pelz (Four Music)
In Brandenburg brennt eine Flüchtlingsunterkunft, in der Türkei bebt die Erde, und Apsilon sitzt im Park, „ein bisschen lost in Berlin“, wie er rappt. Die Großeltern kamen in den 70ern nach Deutschland. Apsilon, Ende 20, sagt, er ist beides, Deutscher und Türke, die meiste Zeit aber dazwischen.

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Was das bedeutet? Blicke von Polizisten, die auf der Haut kleben, sich gemeint fühlen müssen, wenn von Abschiebungen gesprochen wird. Der Ton in diesem Land wird immer übler. Was es für ein Kraftakt gewesen sein muss, so ein in weiten Teilen zartes Debüt dagegenzusetzen. Christoph Reimann, Journalist


Thee Sacred Souls: Got A Story To Tell (Daptone Records)
Die Wiederbelebung des 60s-Soul befeuert seit geraumer Zeit Karrieren, was bedeutet: Sie liefert entsprechenden Musiker:innen eine Aufgabe, der sie sich auch abseits gegenwärtiger Musikströmungen widmen können.

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Thee Sacred Souls sind so eine Band. Tief verwurzelt im eleganten Westküsten-Soul-Jazz der sechziger und siebziger Jahre erschaffen sie, auch dank ihres Produzenten, Gabriel Roth, einen Sound, der hörbar imitiert, dies allerdings so makellos, dass man sich wieder einmal fragt: Wann ist Retro mehr als Retro? Fanny Tanck, Musikjournalistin


Gewalt: Doppeldenk (Clouds Hill)
Mit über 50 noch mal eine Rockband gründen? Klingt verzweifelt, erwies sich aber als hervorragende Idee, die Patrick Wagners Gewalt immerhin schon mal als Opener Jack-White-Fans mit ihrer Berliner Melange aus Wut-Wave und Borderline-Noise-Punk verstören ließ.

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Auch das zweite Album „Doppeldenk“ ist genau das. Oder hat sich hier etwas Altersweisheit zwischen die Rasierklingenlyrics eingeschlichen? Kann ja gar nicht sein. Thomas Wochnik, Tagesspiegel