Kolumne „Losgelaufen“: Wenn das WLAN kein Sportfan ist
Selbst laufen macht fit, aber manchmal kann man durchaus auch Anderen dabei zusehen. Zum Beispiel dann, wenn Profis sich im internationalen Wettbewerb messen und man noch dazu selbst nur eingeschränkte Möglichkeiten zur freien Bewegung hat. Kürzlich so geschehen auf einer Dienstreise während zeitgleich die Para-WM der Leichtathleten in Paris stattfand.
Ich war vollauf bereit meinen ehemaligen Teamkolleg:innen aus der Ferne im Livestream zuzujubeln, eventuell auch am Bildschirm zu leiden und meine Kolleg:innen vor Ort mächtig mit immer neuen Infos zu Platzierungen und Medaillen zu nerven. Außerdem war mein Handy voll geladen und ein ruhiger Rückzugsort gefunden. Wir befanden uns in zu abgelegenen Orten, sodass mobiles Internet keine Option war, aber zum Glück gab es WLAN. Die WM konnte also beginnen. Dachte ich.
Ich hatte es mir so schön ausgemalt, aber die WM startete und ich musste feststellen, dass unser WLAN leider kein Sportfan ist und selbst die einfachsten Webseiten nur mit viel Zeit laden konnte. Was im Arbeitsalltag für ungewollte Entschleunigung und mehr Improvisation aller Beteiligten sorgte, legte meine Fan-Pläne völlig auf Eis.
Zum Glück wurde die WM auch zu Hause verfolgt
Die Ergebnisse nur nach viel Geduld irgendwo nachlesen und kein bisschen mitfiebern dürfen? Ich war sehr betrübt. Jedenfalls so lange, bis mir auffiel, dass ein großer Messagingdienst ziemlich gut funktioniert und der Versand von einzelnen Bilddateien auch gar nicht lang dauerte.
Ein Glück, wenn zu Hause die WM ebenfalls verfolgt wird und die Daheimgebliebene bereit ist, eine Auswahl der wichtigsten Entscheidungen als Filmdatei zu schicken. So weit gekürzt, dass die Datenmenge möglichst klein bleibt und dennoch alles Wichtige zu sehen ist. Ausnahmsweise war ich auch froh darüber, dass besagter Messaginganbieter das Datenvolumen von Medien schon automatisch minimiert. Mein Fan-Dasein war gerettet!
So trudelten eine Woche lang immer mal wieder kurze Videos der Leistungen des deutschen Paralympics-Teams bei mir ein und ich konnte (zeitlich versetzt) verfolgen, wie die Sprintrennen liefen. Denn selbst für einen Lauf von 50 Sekunden Echtzeit verbrachte ich eine Stunde mit dem Download, weshalb die technischen Disziplinen mir dennoch verwehrt blieben.
Einige unserer zwölf Medaillen konnte ich trotzdem glücklich bejubeln. Einerseits fühlte ich mich ins Steinzeitalter des Internets zurückversetzt, andererseits hätte ich ohne diese technische Errungenschaft fast gar keinen Zugriff aufs Laufen gehabt.