Kein Geisterspiel, aber eins mit bösen Geistern

Obwohl das Shopping-Center neben der Arena am Ostbahnhof geschlossen war, bildete sich am Sonntagnachmittag eine Schlange. Die hier wartenden Menschen drängten in das Corona-Testzentrum, das hier schon seit vielen Wochen angesiedelt ist. Nun war es aber besonders gefragt, weil beim späteren 4:5(0:1, 3:0, 1:3/ 0:1) nach Verlängerung der Eisbären gegen die Bietigheim Steelers nur Fans eingelassen wurden, die neben einem Impf- oder Genesenennachweis zusätzlich einen negativen Schnelltest auf Covid-19 vorlegen konnten (2G Plus).

Statt Geisterspiele bestreiten zu müssen, können die Eisbären so wie die anderen Berliner Profivereine, die ihren Sport in der Halle betreiben, immerhin vor 2000 Besucher: innen spielen. Wofür sie von manchen Konkurrenten beneidet werden. Die Teams aus dem Süden des Landes müssen schon länger auf Unterstützung verzichten. Seit der vergangenen Woche ergeht es den Klubs aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen genauso. Doch der Berliner Senat hat vorerst eben diese Obergrenze festgelegt.
All jene, die zu diesem ersten Eisbären-Spiel des neuen Jahres in die Arena gekommen waren, saßen entweder hinter den Spielerbänken oder auf den Plätzen hinter der Rundung zwischen einem der beiden Tore und der Strafbank. Die Fankurve ist aufgrund der aktuellen Bestimmung ohnehin schon seit Dezember gesperrt.

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Dass die Unterstützung recht verhalten ausfiel, lag an einem behäbigen Start der Berliner in dieses Eishockeyjahr. Nachdem die Konkurrenz in den vergangenen Spielen mächtig gepatzt hatte, ist der Vorsprung des Tabellenführers auf beachtliche sieben Punkte angewachsen.

Da sind die Erwartungen groß, noch dazu, wenn ein Gegner kommt, der sich wie die Steelers in den Niederungen der Tabelle bewegt.
Der erste Szenenapplaus wurde dann auch Constantin Braun, der seit dieser Saison das Trikot des schwäbischen Aufsteigers trägt. Wie man es aus seinen besten Eisbärenjahren kannte, wühlte sich der Verteidiger in Richtung des Berliner Tores und konnte kaum aufgehalten werden.
Die Gäste traten sehr forsch auf und brachten die teils recht träge wirkenden Gastgeber, die neben dem schon länger fehlenden Zach Boychuk auch noch auf Frans Nielsen verzichten mussten, immer wieder in Bredouille. Tobias Ancicka, der mal wieder das Berliner Tor hütete, hatte großen Anteil daran, dass es nach der ersten Pause nur 0:1 stand, nachdem C.J. Stretch die Berliner Abwehr regelrecht ausgetanzt hatte.

Es wurden Erinnerungen wach an das 6:7 gegen Düsseldorf, als die Berliner eine Drei-Tore-Führung aus der Hand gaben

Nach den jüngsten Erfahrungen war es aber auch in diesem Spiel nur eine Frage der Zeit, bis die Berliner Offensive Fahrt aufnahm. Mit dem Ausgleich durch Mark Zengerle (28.), der doppelt traf, entwickelte sich das Spiel so, wie man es zunächst erwarten konnte. Keine sieben Minuten später stand es 3:1, weil zunächst Leo Pföderl einen Alleingang abschloss, ehe Zengerle wie schon bei seinem ersten Tor ausnutzte, dass die Gegenspieler ihm ungewohnte Freiheiten einräumten.

Doch dann wurden Erinnerungen wach an das 6:7 gegen Düsseldorf vor einigen Wochen, als die Berliner eine Drei-Tore-Führung aus der Hand gaben. Drei Strafzeiten führten zu drei Gegentreffern innerhalb von zehn Minuten. Und so stand es plötzlich 3:4 für die Gäste nach 56 Minuten. Jegliche Souveränität war den Eisbären nun abhandengekommen. Doch der zweite Berliner Doppeltorschütze Leo Pföderl erzielte umgehend den erneuten Ausgleich, der erst in die Verlängerung und dann ins Penaltyschießen führte. Weil die Berliner keinen Puck ins Netz beförderten, die Gäste dagegen zwei, starteten die Berliner mit einer überraschenden Niederlage ins neue Jahr, über die Serge Aubin natürlich nicht erfreut war.

Der Trainer der Eisbären sagte hinterher: “Wir haben zu viele Strafen genommen, die unnötig waren, und haben den Preis dafür bezahlt. Ich bin mit dem Einsatz heute nicht einverstanden.”