Jüdische Träume: Koschere Lebensmittel in jedem Supermarkt

Ich träume: Es ist der 10. März 2025. Ich komme nach Hause und präsentiere meiner Partnerin glücklich eine Tüte: „Ich war bei Kaufland am Treptower Park und hab uns Hamman-Taschen mitgebracht. Ich hatte dieses Jahr keine Lust zu backen. Ich hab Mohn, Aprikose und noch irgendwas …“

Sie läuft in die Küche und kommt mit einer Tüte zurück: „Ich bin in der Ruschestraße bei Netto vorbeigekommen und hab spontan auch welche gekauft.“ Sie grinst und zieht eine zweite Tüte hinter dem Rücken hervor: „Und weil sie kein Mohn mehr hatten, bin ich dann extra noch zur Marheinekehalle und habe noch mehr gekauft“. Wir lachen.

Ich träume weiter: Es ist der 10. April 2025. Pessach steht vor der Tür. Ich rufe: „Schaaatz … ich hab vergessen Matzen zu besorgen, könntest Du nach der Arbeit welche kaufen?“ Sie antwortet aus dem Wohnzimmer: „Ja. Komme bei Lidl am Maybachufer vorbei und bringe welche mit.“ „Die von Aldi sind besser“. „Aldi ist am Hermannplatz, da komm ich nicht lang.“ „Na gut. Könntest Du auch Harosset kaufen? Sollte bei den Marmeladen stehen.“

In den USA sind die Geschäfte besser ausgestattet

Aber hier endet mein Traum nicht: Es ist der 10. Dezember 2025. Wir stehen im Bad und sie sagt: „Ich wollte die Chanukka-Geschenke einpacken, aber wir haben gar kein Chanukka-Geschenkpapier mehr.“ Ich antworte: „Ups … hab vergessen welches nachzukaufen. Muss nachher eh zu DM am Alex und bringe welches mit. Die hatten letztes Jahr so schönes mit Dreideln und Sufganijot drauf. Vielleicht schau ich auch bei Galeria vorbei, die haben ne riesige Auswahl an Chanukka-Geschenkpapier. Vielleicht ist das schon im Angebot“.

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In Berlin leben fast ein Viertel der Jüd_innen in Deutschland. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Deutschland liegt bei 0,2 Prozent – in Berlin bei etwa einem Prozent! Das ist natürlich nicht mit den vier Prozent vor der Schoa zu vergleichen.

Trotzdem wäre es längst an der Zeit, dass unsere Bedarfe endlich wieder zum Berliner Alltag gehören. Wir sollten nicht davon träumen müssen. Sondern es sollte, im Rahmen eines reflektierten Umgangs mit der Geschichte dieser Stadt, selbstverständlich sein.

In den USA ist es übrigens gang und gäbe, dass koschere Lebensmittel und das Nötigste für jüdische Feiertage in den Supermärkten zu finden sind.