Hohe Berge und ein harter Junge
Südtirol ist immer eine Reise wert für Menschen, die Wert auf gutes Essen und eine schöne Alpenlandschaft legen. Yannick Veilleux hat seine Liebe zum italienischen Teil des größten europäischen Bergmassivs am zurückliegenden Wochenende entdecken dürfen. Der Kanadier ist „das erste Mal im Leben in Europa“ unterwegs und sagte nach der Zeit in Neumarkt: „Das war schon sehr beeindruckend mit den Bergen.“
Nun ist Veilleux nicht wegen der Berge in den Süden gefahren, sondern um seinen Beruf als Eishockeyprofi auszuüben. Bei den ersten beiden Testspielen der Eisbären vor der am 9. September beginnenden Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) stand er erstmals für die Berliner auf dem Eis. Nach dem 0:2 gegen den Schweizer Erstligisten Biel-Bienne am Sonnabend gelang den Eisbären am Sonntag gegen ein als italienische Nationalmannschaft firmierendes Team ein 4:1-Erfolg beim Dolomiten-Cup, der den Eisbären Platz drei bescherte.
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Dass Dolomiten-Cup-Rekordmeister Augsburger den nächsten Titel (0:2 gegen Biel-Bienne im Finale) verpasste, interessierte Veilleux wohl weniger als die Tatsache, dass ihm gegen die Italiener schon ein Tor gelang. Außerdem nahm er wertvolle Erkenntnisse mit aus den ersten beiden Spielen in Europa: „In Nordamerika wird aggressiver gespielt. Auf dem großen Eis hier kannst Du nicht so aggressiv sein“, sagte er. Und auf „die anderen Winkel“ müsse er sich noch einstellen.
Veilleux ist einer von vier Neuen im Berliner Angriff, der nach dem Titelgewinn etwas umgestellt werden muss. Gute Spieler wie Lukas Reichel (nach Chicago), Mark Olver (Köln) und Kris Foucault (Iserlohn) sind gegangen. Manuel Wiederer (Deggendorf), Bennet Roßmy (zuletzt Weißwasser) und Kevin Clark (Rapperswil/Schweiz) sind dafür neben dem Außen Veilleux gekommen.
Vor allem Clark ist für viele Scorerpunkte gut, was sich vielleicht auch von Veilleux behaupten lässt. Allerdings hat der Kanadier eine schräge Saison hinter sich, was weniger damit zu tun hat, dass in Nordamerika „aggressiver“ gespielt wird. Der 28-Jährige wurde im Frühjahr als Spieler der Laval Rockets aus der American Hockey-League drei Mal binnen zwei Monaten gesperrt. Er hatte im robusten Repertoire: Obszöne Geste, Check gegen den Kopf und einen derben Kniecheck – beide Fouls mit Verletzung des Gegners. Veilleux wird womöglich eine Zeit brauchen, um in der DEL anzukommen.
In Italien war es “heiß”, in Wolfsburg wird es kälter
Immerhin neun neue Spieler haben die Eisbären im Kader, es braucht also auch noch etwas Zeit, bis die Mannschaft in Schwung kommt, findet ihr seit Jahren bester Angreifer Marcel Noebels. „Man hat gesehen, dass die ersten Spiele dafür da sind“, sagt der deutsche Nationalspieler. „Wir haben aber sehr ordentlich gespielt und versucht, in unser System zu kommen. Wobei es natürlich völlig normal ist, zu dieser Zeit der Vorbereitung noch Fehler zu machen.“ Auch Marcel Noebels fand es sehr schön in Südtirol. „Es hat viel Spaß gemacht in Italien, auch wenn es sehr warm war. Aber wir sind ein Stück weiter zusammengewachsen als Mannschaft.“
Was die Temperaturen angeht, sieht es mit dem dritten Testspiel da schon angenehmer aus für Noebels und Kollegen. Am Samstag spielen die Eisbären beim DEL-Konkurrenten Wolfsburg, dort sind gemütliche 24 Grad vorhergesagt – wobei das Spiel natürlich in der kühleren Arena stattfindet. Besonders der neue Trainer des Gegners wird motiviert sein.
Denn, „Fun Fact“: Mike Stewart wurde im Frühjahr 2020 als Coach der Kölner Haie nach einer 17 Spielen langen Niederlagenserie entlassen. Mit seinem neuen Team hat der Kanadier nun – nach einem Jahr Arbeitspause – die beiden ersten Testspiele verloren. Saison- und klubübergreifend droht Stewart somit die 20. Niederlage in Folge.