Hoffen auf das Gesetz der Serie
Es ist ja klar, was jetzt passieren wird in den kommenden zwei Spielen der Finalserie um die deutsche Eishockeymeisterschaft. Die Eisbären werden am Mittwoch (19.30 Uhr, live auf Sport 1 und Magentasport) souverän Spiel zwei bei den Grizzlys Wolfsburg gewinnen, zwei Tage später dann wird ihr Kapitän Frank Hördler den Meisterpokal in der fast menschenleeren Arena am Ostbahnhof überreicht bekommen – nach einem zwar anfangs wackligen Auftritt, am Ende aber doch überzeugendem Erfolg in Spiel drei.
Zugegeben, erst einmal muss noch gespielt werden. Aber an sich wäre es keine Überraschung, wenn es tatsächlich in der Finale-Miniserie „Best of three“ der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) so weiterlaufen würde. Die Eisbären haben sich schließlich in der Viertelfinalserie gegen Iserlohn und in der Halbfinalserie gegen Ingolstadt im ersten Spiel ungeschickt angestellt und hatten den Gegner dann zwei Spiele später doch aus den Play-offs geworfen.
Beide Teams sehen Vorteil bei sich
Insofern sind die Berliner nach der 2:3-Niederlage gegen Wolfsburg noch gut im Geschäft. Denn wenn es um alles gehe, sagt ihr Stürmer Zach Boychuk, „dann sind wir da“. Es spricht also immer noch vieles für Berlin, aber auch einiges für Wolfsburg am Mittwoch beim Spiel in Wolfsburg.
Vom Kader her sind die Berliner im Angriff ausgeglichener auf hohem Niveau besetzt als ihre Gegner und haben zudem auch Verteidiger, die wissen, wo das Tor des Gegners steht – allen voran Ryan McKiernan, der schon sechs Tore in den Play-offs geschossen hat. Es ist in diesem Zusammenhang sicher erstaunlich, dass ausgerechnet ein Verteidiger das erste Spiel gegen die Eisbären am Sonntag entscheiden konnte: Julian Melchiori schoss den Wolfsburger Treffer zum 3:2 in der Verlängerung, es war erst sein zweites Saisontor.
Der Kanadier erkannte da eine Qualität, die auch am Mittwoch für die Niedersachsen den Ausschlag geben könnte. „Wenn es Verlängerung gibt, dann können wir mit dem Druck sehr gut umgehen. Das haben wir gelernt“, sagte Melchiori nach dem Spiel. So ist es wohl: In der Hauptrunde gingen die Niedersachsen elf Mal in eine Verlängerung oder ins Penaltyschießen und siegten acht Mal. In den Play-offs erreichten sie nun drei Mal eine Verlängerung und gewannen jedes Mal.
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Zudem ist es offensichtlich, dass die Wolfsburger extrem wenig Tore zulassen. Gegen Mannheim waren es in zwei Spielen gerade Mal zwei Gegentreffer im Halbfinale, gegen die Eisbären nun immerhin schon zwei in einem Spiel – aber das reicht eben auch im Normalfall noch nicht zum Sieg. Da müssen die Berliner am Mittwoch zulegen, aber das können sie in entscheidenden Spielen.
Die Disziplin wird zudem eine große Rolle spielen, Wolfsburg war im Powerplay bisher das beste Team in den Play-offs und von ihrem Spielplan her, warten die Niedersachsen geduldig darauf, bis der Gegner sich dann auf die Strafbank setzt, um dann zuzuschlagen – wie in Berlin am Sonntag dann auch beim ersten Tor. Da schaute McKiernan auf der Strafbank zu.
Die Historie spricht für die Eisbären
Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften, heißt ja immer im Eishockey – und am Ende gewinnt fast immer Berlin (sieben Titel in acht Finalteilnahmen) und nie Wolfsburg (drei Finalteilnahmen, drei Mal Vizemeister) könnte es auch heißen. Noch nie gewannen die Niedersachsen zudem ein Heimspiel in einer Finalserie.
Leider ist aus Sicht der Eisbären davon auszugehen, dass viele Wolfsburger Spieler am Dienstag nicht noch einmal intensiv Artikel zu diesem trüben Teil der Klubgeschichte studiert haben – es wird ihnen, abgesehen natürlich von einem Sebastian Furchner, der wie Armin Wurm bei allen verlorenen Finalserien dabei war, eher egal sein. Aber trotzdem schwebt so etwas natürlich im Hintergrund mit.
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Wenn man Vor-und Nachteile beider Seiten abwägt, dann steht es am Ende Unentschieden; wobei dann ja wieder die Verlängerung entscheiden müsste. Und da wäre dann Wolfsburg im Vorteil. Auf der anderen Seite haben es die Eisbären bislang in Spiel zwei oder Spiel drei in den Play-offs nicht zu einer Verlängerung kommen lassen. Es wird so spannend wie selten am Mittwochabend, an dem die Meisterschaft schon entschieden werden kann. Aber darüber würden sich dann nur die Wolfsburger freuen.