Hertha BSC spielt 2:2 beim VfB Stuttgart

Direkt nach dem Schlusspfiff klatschte Tayfun Korkut mit allen Spielern ab, die auf der Ersatzbank saßen. Große Emotionen zeigte der neue Trainer von Hertha BSC nicht, erleichtert wirkte er aber auf jeden Fall. Seine Mannschaft hatte beim VfB Stuttgart ein 2:2 (1:2) geholt.

In der Tabelle der Fußball-Bundesliga hat der Punktgewinn nur kleine Auswirkungen: Hertha bleibt auf Rang 14., liegt jedoch weiter vor dem VfB. Gemessen am Spielverlauf war es ein Punktgewinn für die Moral, denn Hertha hatte früh 0:2 zurückgelegen.

„Drei Punkte wären nicht unverdient gewesen, aber wir können mit dem Start zufrieden sein“, sagte Korkut bei Dazn. Von „gemischten Gefühlen“ sprach Offensivspieler Marco Richter: „Wir hätten gern die drei Punkte mit nach Hause genommen. Aber wir sind gut zurückgekommen.“ Während die Gäste mit dem Unentschieden leben konnten, herrschte beim VfB Frust. „Das nervt mich schon“, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo zur Tatsache, dass eine Führung mit zwei Toren nicht gereicht hat. „Wir haben nach dem 2:0 nicht weitergemacht“, kritisierte der Stuttgarter Trainer.

Korkut, der mit weißem Hemd, dunklem Anzug und dunkler Jacke an der Seitenlinie agierte, hatte bei seinem bisherigen Vereinen in der Bundesliga beim Debüt stets mindestens einen Punkt geholt. Diese Serie hielt.

Ansonsten erlebte der 47-Jährige einige Premieren: Sein erstes Spiel als Hertha-Trainer und seine erste Bundesligapartie ohne Fans. Genauer gesagt, fast ohne. 750 Personen durften nach einem Beschluss der Landesregierung Baden-Württembergs dabei sein, 395 Zuschauer waren es offiziell. Zumindest das Stadion kannte der Coach bestens: Korkut ist gebürtiger Stuttgarter, er hat im Jahr 2018 die Profis des VfB trainiert.

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Taktisch hatte Korkut das von ihm schon bei früheren Stationen favorisierte 4-4-2-System gewählt. Die Startelf veränderte er auf vier Positionen im Vergleich zum letzten Spiel von Vorgänger Pal Dardai. Suat Serdar fiel erkältet aus, für ihn durfte Vladimir Darida ran. Außerdem rückte Kapitän Dedryck Boyata nach seiner Rotsperre in die Innenverteidigung. Niklas Stark saß zunächst auf der Bank. Außerdem spielten Myziane Maolida und Stevan Jovetic statt Maximilian Mittelstädt und Jurgen Ekkelenkamp.

Für Tayfun Korkut war es das erste Spiel als Hertha-Trainer und die erste Partie ohne Zuschauer.Foto: imago

Nicht im Kader stand Lucas Tousart, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Der Franzose hat nach Angaben des Klubs keine Symptome.
Anfangs sah es ordentlich aus, was Hertha anbot. Defensiv gut gestaffelt, dazu insgesamt offensiver ausgerichtet und mit einer ersten Chance durch Ishak Belfodil nach einem Solo von Maolida.

Dann wurde es vorübergehend sehr wild. Jovetic verlor in der 15. Minute am gegnerischen Strafraum den Ball. Ein langer Pass von Waldemar Anton reichte, um die komplett aufgerückte Mannschaft zu überspielen. So konnte Omar Marmoush frei Richtung Tor laufen. Boyata hatte keine Chance, ihn einzuholen und Marmoush traf zur Führung.

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Vier Minuten später fühlte sich beim nächsten Konter keiner für Philipp Förster zuständig, der unbedrängt abschloss. Wieder war Torwart Alexander Schwolow machtlos. 0:2 nach nicht einmal 20 Minuten, ermöglicht durch böse Fehler im Abwehrverhalten – schlimmer kann ein Trainerdebüt kaum beginnen. Ein noch trüberes Zwischenergebnis für die Berliner verhinderte Schwolow kurz danach gegen Marmoush.

Sehenswerter Schlenzer aus der Distanz

„Wir haben zwei einfache Tore bekommen, aber trotzdem nicht nachgelassen“, lobte Korkut. Stuttgart spielte nun in der Abwehr ähnlich nachlässig wie zuvor Hertha. Belfodils Treffer zählte wegen einer Abseitsstellung von Darida nicht, eine zumindest diskutable Entscheidung. In der 40. Minute traf Jovetic mit einem Schlenzer aus der Distanz.

Die zweite Hälfte begann ziemlich schleppend. Auf der einen Seite traf der eingewechselte Alexis Tibidi den Ball bei seinem Schussversuch nicht richtig, auf der anderen scheiterte Maolida beim Versuch, eine scharfe Hereingabe in die Mitte zu bringen. Und beim zweiten Treffer des Tages von Marmoush stand der Stürmer hauchdünn im Abseits.

Korkut hatte erst Ekkelenkamp für Maolida gebracht, ein paar Minuten danach Kevin-Prince Boateng sowie Stark für Jordan Torunarigha und Richter. Noch rechtzeitig entwickelte Hertha wieder Torgefahr. Erst zog Jovetic einen Freistoß von links aufs Tor – dort war Florian Müller zur Stelle. In der 76. Minute flankte Marvin Plattenhardt in die Mitte, Belfodil legte sehenswert für Jovetic ab, der aus Nahdistanz das 2:2 machte und Hertha damit einen Punkt rettete. (Tsp)