„Hat mit Neuanfang und Respekt nichts zu tun“: Hertha-Investor Lars Windhorst äußert sich zu den Vorwürfen gegen ihn
Der Tag der Deutschen Einheit könnte für Hertha BSC noch sehr unruhig werden. Sportlich würde ein Sieg an diesem Sonntag (15.30 Uhr, Sky) entspannend wirken. Maximale Konsequenz, fordert Trainer Sandro Schwarz daher vor der Partie gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Ein Motto, das auch in der Aufklärung des nächsten Akts in der spannungsgeladenen Beziehung von Hertha BSC mit Investor Lars Windhorst helfen würde. Denn der Verein kommt nicht zur Ruhe, im Gegenteil. Windhorst attackiert in der Affäre um eine in Israel gegen ihn erhobene Klage nun auch die neue Club-Führung.
Dass Windhorst den damaligen Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer (72) aus dem Amt haben wollte, war und ist kein Geheimnis. Ihm sei nach wenigen Monaten klar geworden, „dass es unter der Führung von Gegenbauer sehr schwierig ist, als Team zu arbeiten. Ihm geht es nicht darum, den sportlichen Erfolg des Vereins herbeizuführen, sondern da geht es um Machterhalt. Da gibt es Seilschaften und Klüngelei“, hatte Windhorst frühzeitig verlauten lassen bei Bild TV.
2019 war der 45-Jährige bei der Hertha eingestiegen, er hat über sein Unternehmen Tennor bereits 374 Millionen Euro investiert. Windhorst hält 66,6 Prozent an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA. Im Mai erklärte Gegenbauer dann das Ende seiner Amtszeit als Hertha-Präsident. Kay Bernstein, einst als Ultra und Anpeitscher in der Kurve, übernahm den Posten.
Die „Financial Times“ berichtete mit Verweis auf Gerichtsakten in Israel, dass Windhorst eine israelische Detektei namens Schibumi beauftragt haben soll, um Gegenbauer damals zu diskreditieren. „Der Fall liest sich wie ein Thriller“, schrieb am Samstag die Zeitung „Die Welt“ und gab Einblicke in die Unterlagen, die ihr nach eigenen Angaben vorliegen. In den Dokumenten sei auch detailliert zu lesen, mit welchen Methoden Gegenbauers Ansehen offenbar systematisch geschadet und dessen Umfeld infiltriert werden sollte.
Eine Gerichtssprecherin bestätigte der dpa eine Klage von Schibumi gegen Lars Windhorst und Tennor Services Suisse AG über eine Summe von fast fünf Millionen Euro, eingereicht am 6. September. Die Klage wurde am Donnerstag zurückgezogen, weder über den Inhalt der Klage noch über die Gründe des Rückzugs liegen offizielle Stellungnahmen oder Angaben vor. Laut „Financial Times“ ging es in der Klage um ausstehende Zahlungen.
Windhorst kritisiert das Ausbleiben interner Gespräche
Die Windhorst-Seite bezeichnete den Bericht der „Financial Times“ in einer ersten Stellungnahme durch Sprecher Andreas Fritzenkötter als „kompletten Unsinn“. Hertha forderte Windhorst tags darauf zu einer schriftlichen Stellungnahme auf, laut „Bild“ bis diesen Montag, also bis zum Tag der Deutschen Einheit.
Am Samstag meldete sich Windhorst. Der 45-Jährige schrieb mit Blick auf das Vorgehen der neuen Hertha-Führung um Präsident Kay Bernstein: „Dies alles hat mit Neuanfang und Respekt nichts zu tun.“ Die Entscheidung, Berliner Anwälte recherchieren zu lassen, nehme er „zur Kenntnis“.
Es sei „extrem bedauerlich“, dass nicht versucht worden sei, im gemeinsamen internen Gespräch offene Fragen zu klären. „Stattdessen wurde wie in der Vergangenheit mit Durchstechereien und Indiskretionen in der Presse gearbeitet“, betonte Windhorst. „Einer Unterstützung durch eine ausländische Agentur hätte es gar nicht bedurft, erst recht zu dem im Artikel genannten absurden Honorar“, betonte Windhorst zudem zum damaligen Machtkampf mit Gegenbauer. (dpa)
Zur Startseite