0:2 bei Eintracht Frankfurt: 1. FC Union bleibt trotz erster Saisonniederlage Tabellenführer

Der pfeilschnelle Stürmer ließ an der rechten Außenlinie den ersten Verteidiger wie eine Fahnenstange stehen. Er sprintete in Richtung Strafraum, zog mit einer Körpertäuschung auch am zweiten Gegenspieler mühelos vorbei und legte am Fünfmeterraum quer – Tor! Nach diesem Muster hatte Sheraldo Becker für den 1. FC Union in den vergangenen Wochen immer wieder geglänzt, sich an die Spitze der Scorerliste und seinen Verein ganz nach oben in der Tabelle geführt.

An diesem Samstagnachmittag stahl ihm jedoch Randal Kolo Muani die Show. Der französische Nationalspieler in Diensten von Eintracht Frankfurt dribbelte an Timo Baumgartl und Diogo Leite vorbei und bereitete den Führungstreffer von Mario Götze in bester Sheraldo-Becker-Manier vor.

In der zweiten Hälfte flog Kolo Muani mit Gelb-Rot vom Platz, am verdienten 2:0 (2:0)-Erfolg des Europa-League-Siegers vor 50.500 Zuschauern im Frankfurter Waldstadion änderte das aber nichts mehr. Für die Berliner war es die erste Bundesliga-Niederlage dieser Spielzeit, saisonübergreifend waren sie zuvor in sechseinhalb Monate und 14 Spielen ungeschlagen geblieben. Da Borussia Dortmund in Köln allerdings ebenfalls verlor, bleibt Union Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. „Das war nicht das Union, was wir sein wollen und sein müssen, wenn wir punkten wollen“, sagte Manager Oliver Ruhnert bei Sky.

Die Berliner (vorne rechts Kapitän Christopher Trimmel) waren in Frankfurt oft in der Zuschauerrolle.
Die Berliner (vorne rechts Kapitän Christopher Trimmel) waren in Frankfurt oft in der Zuschauerrolle.
© imago/Matthias Koch

Trainer Urs Fischer nahm im Vergleich zum 2:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg vor der Länderspielpause zwei Änderungen vor. Für Andras Schäfer begann im zentralen Mittelfeld Morten Thorsby und in der Dreierabwehrkette ersetzte Paul Jaeckel den eigentlich unersetzbaren Robin Knoche, der laut seinem Trainer „aus privaten Umständen“ nur auf der Bank saß. Julian Ryerson fehlte erkältet komplett im Aufgebot. Auch die Eintracht wechselte zwei Mal.

In der Anfangsphase spielte sich das Geschehen vor allem im Mittelfeld ab. Beide Mannschaften setzten auf eine defensive Dreierkette und arbeiteten intensiv gegen den Ball, um dann blitzschnell umzuschalten. So weit zumindest der Plan. Bei den Frankfurtern ging dieser deutlich besser auf. Zwar hatte Union die erste Torannäherung, als Baumgartl im Zuge einer kleinen Druckphase flankte und Jordan Siebatcheu Pefok fand. Doch der Kopfball des US-Amerikaners flog deutlich am Tor vorbei und es sollte für längere Zeit der letzte Berliner Abschluss bleiben.

Es war nicht so, dass Frankfurt das Spiel dominierte, doch die Eintracht setzte den Plan ihres Trainers Oliver Glasner exzellent um. Die Gastgeber unterbanden Unions Umschaltspiel früh und konterten selbst blitzschnell. Besonders Kolo Muani war mit seiner Kombination aus Geschwindigkeit, Dribbelstärke und Esprit kaum zu stellen.

Fischer hatte genau vor diesen Stärken des Gegners nach Ballgewinnen gewarnt, doch seine Mannschaft bot den Frankfurtern zu oft große Räume. Unions Defensive wurde dadurch immer wieder in Eins-gegen-eins-Situationen mit Kolo Muani gezwungen – und konnte die enormen Geschwindigkeitsnachteile dabei nicht kompensieren. Vor dem 0:1 waren Baumgartl und Leite machtlos, wenig später in einer ähnlichen Szene erneut Baumgartl und Niko Gießelmann. Zum Glück für Union schoss Luca Pellegrini von der Strafraumgrenze deutlich über das Tor. „Wir haben zu viele, ungewöhnlich einfache Fehler gemacht“, sagte Ruhnert.

Von den Berlinern war offensiv kaum etwas zu sehen. Ein Distanzschuss von Janik Haberer entsprang dem Zufall und wurde von Eintracht-Torwart Kevin Trapp zur Ecke gelenkt. Bei einem Konter legte Becker quer auf Pefok, doch die Abwehr konnte klären. Wie frustrierend die erste Halbzeit für Union war, ließ sich vor allem Becker ansehen, der den Ball nach einem korrekten Abseitspfiff wegdrosch und dafür die gelbe Karte sah.

Kurz vor der Halbzeit wurde die Stimmung der Berliner noch schlechter. Im Spielaufbau ließ sich Jaeckel den Ball von Jesper Lindstörm abluchsen und sah danach gleich noch mal schlecht aus. Frankfurts Däne dribbelte mit einem scharfen Haken an Jaeckel vorbei in den Strafraum, ließ auch Baumgartl ins Leere rutschen und schob den Ball lässig an seinem Landsmann Frederik Rönnow in Unions Tor vorbei.

In der zweiten Hälfte überließ die Eintracht den Berlinern weitgehend den Ball und verschob gut. Union hatte nun ein deutliches optisches Übergewicht, kam aber kaum zu Chancen. Die beste hatte noch Haberer, der an Trapp scheiterte. Frankfurt hatte alles im Griff, doch dann sah Kolo Muani für einen ausgefahrenen Arm gegen Jaeckel Gelb und trat dem eingewechselten Schäfer heftig auf den Fuß.

Der Franzose musste vom Feld und Union erhöhte den Druck. Fischer schöpfte sein Wechselkontingent aus, doch an diesem Samstag erlebten die Berliner, wie frustrierend es sich auf der anderen Seite des Spiels gegen eine exzellent organisierte Defensive anfühlt. Mehr als einen von Trapp sehenswert parierten Distanzschuss durch Tim Skarke bekam Union nicht mehr zustande. (Tsp)

Zur Startseite