Gute Chancen auf die nächste Runde der Europa League: Der 1. FC Union gewinnt und überholt Sporting Braga

Das grelle Flutlicht war schon aus der Entfernung zu sehen, die Temperaturen von fast 20 Grad erinnerten eher an einen milden portugiesischen Herbsttag als an das vermeintliche Berliner Grau in Grau. Viel besser können die Voraussetzungen für ein Europapokalspiel kaum sein und auch die Fans des 1. FC Union legten sich richtig ins Zeug. Zum Anpfiff des vorletzten Gruppenspiels gegen Sporting Braga hüllten sie das gesamte Stadion An der Alten Försterei in Rot, Weiß und Gold. Die Choreographie mit der berühmten Einleitung der Vereinshymne von Nina Hagen war der Champions League würdig.

Der höchste europäische Vereinswettbewerb muss in dieser Saison allerdings weiter ohne Union auskommen. Ein Aufstieg in die Champions League ist selbst in den reichlich absurden Europapokalregularien nicht vorgesehen. Die Frage, wie es für die Berliner international weitergeht, stellte sich dennoch – und ein Spiel vor Ende der Gruppenphase hat Union gute Chancen auf das Überwintern in der Europa League.

Vor 21.082 Zuschauern besiegten die Berliner Minimalisten Braga durch ein Elfmetertor von Robin Knoche mit 1:0 (0:0). Da sich Tabellenführer Royale Union St. Gilloise im Parallelspiel gegen Malmö FF durchsetzte, stehen die Belgier bereits als Gruppensieger fest. Union und Braga kämpfen am kommenden Donnerstag im Fernduell um Platz zwei, mit der besseren Ausgangsposition für die Berliner. „Wir wussten, was auf dem Spiel steht, und haben jetzt noch ein Endspiel“, sagte Knoche.

Eine gute Nachricht gab es bereits vor dem Anpfiff. Nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung beim 1:2 gegen Bochum am Sonntag wurde Janik Haberer rechtzeitig fit und nahm seine angestammte Position im zentralen Mittelfeld ein. Um ihn herum veränderte Urs Fischer die Startformation nach der enttäuschenden Leistung in der Bundesliga aber auf drei Positionen. Danilho Doekhi, Morten Thorsby und Julian Ryerson spielten anstelle von Paul Jaeckel, Andras Schäfer sowie Niko Gießelmann.

Dass sich Union viel vorgenommen hatte, war schon beim Anstoß zu erkennen. Entschlossen sprinteten die Gastgeber nach vorne und es dauerte keine zwei Minuten, bis es zum ersten Mal laut wurde im Stadion. Nach einer Flanke von links traf Sheraldo Becker den Ball nicht richtig und lieferte damit eine unfreiwillige Vorlage für Thorsby. Der Kopfball des Norwegers wurde pariert, allerdings stand er dabei auch im Abseits. Kurz darauf verlängerte Jordan Siebatcheu Pefok für Becker, doch Bragas Torwart Matheus war einen Schritt schneller am Ball.

Lange hielt der Berliner Schwung aber nicht an. Die Portugiesen, die in der Liga noch vor Porto und Sporting Lissabon auf Platz zwei liegen, ließen den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren. Das erzeugte zwar keinerlei Gefahr, bremste den Gegner jedoch aus. Union machte es in den wenigen Umschaltmomenten nicht schlecht und Christopher Trimmel spielte Becker auf der rechten Außenbahn einige Male frei, doch im letzten Drittel waren die Berliner zu unpräzise.

Erst nach einer guten halben Stunde erwachte das Spiel aus der zwischenzeitlichen Lethargie. Nach einer Ecke köpfte Thorsby knapp am Tor vorbei, auf der anderen Seite schaltete Braga nach einem gefährlichen Pass von Doekhi im Spielaufbau schnell um. Der Flachschuss von Abel Ruiz flog allerdings einen Meter am langen Pfosten vorbei.

Es war noch immer kein Offensivspektakel, das sich beide Teams lieferten, doch nach einer sehr taktisch geprägten Anfangsphase häuften sich nun die Strafraumszenen. Braga hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz, Union aber die besseren Chancen. Nach einer cleveren Halbfeldflanke von Ryerson kam Becker im Strafraum – aus einer nicht angezeigten Abseitsposition – erstaunlich frei zum Abschluss, scheiterte aber am starken Reflex von Matheus. Keine zwei Minuten später ließ Trimmel eine Kopfballchance aus bester Position fahrlässig liegen. So ging es mit 0:0 in die Pause.

Fischer brachte Schäfer für den bereits verwarnten Thorsby, an die kurze Drangphase gegen Ende der ersten Hälfte konnte Union aber nicht anknüpfen. Beiden Mannschaften war anzumerken, dass es um viel ging und sie das Spiel keinesfalls verlieren wollten. Braga hatte durch Fabiano eine Gelegenheit, den strammen Schuss wehrte Frederik Rönnow aber mit den Fäusten ab.

Union tat sich wie schon über weite Strecken dieser Gruppenphase sehr schwer, klare Chancen herauszuspielen. Wie vor zwei Wochen beim Heimsieg gegen Malmö kam den Berlinern dann der Videoassistent zur Hilfe. Nach einer Flanke von Haberer war Fabiano der Ball im Strafraum an den Arm gesprungen, Schiedsrichter Craig Pawson schaute sich die Szene am Spielfeldrand selbst an – und entschied auf Elfmeter. Wie gegen Malmö verwandelte Knoche sicher. „Ich wusste gar nicht, was er wollte“, zeigte sich Knoche überrascht von der Entscheidung des Schiedsrichters. „Aber gerade in so einem Spiel mit zwei Mannschaften, die sich fast neutralisieren, nimmst du einen Elfmeter gerne mit.“ 

Braga wirkte von dem Gegentreffer geschockt und anstatt einer Druckphase der Gäste sahen die Zuschauer erst mal weitere Berliner Angriffe. Mit einem zweiten Tor hätte Union nach dem 0:1 im Hinspiel auch den direkten Vergleich mit Braga für sich entschieden, was am letzten Spieltag durchaus noch wichtig werden kann. Ein Volley von Haberer verfehlte das kurze Eck knapp, Rönnow war bei der Schlussoffensive der Gäste aufmerksam – und so endete auch das fünfte Gruppenspiel der Berliner mit nur einem Tor.

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