Gorki Theater Berlin: Bühne sagt Vorstellung von Yael Ronens Israel-Stück „The Situation“ ab

Das Berliner Gorki Theater hat die für den 23. Oktober geplante Aufführung von Yael Ronens Stück „The Situation“ abgesagt Das Stück feierte 2015 Premiere und behandelt den Nahostkonflikt auf turbulente Weise, im Rahmen eines Deutsch-Kurses für Ausländer in Neukölln.

In einem Statement auf der Website des Theaters heißt es: „Zur ,Situation’ gehört heute der Krieg. Wir erkennen unsere Ohnmacht. Wir sind betroffen. In einem Krieg gibt es aber auch Getroffene.“

Der Krieg sei ein großer Vereinfacher, heißt es weiter. „Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel stellt uns auf die Seite Israels. Die Hamas nahm unschuldige israelische Zivilist*innen als Geiseln und die Hamas nimmt die bereits seit Jahren durch Menschenrechtsverletzungen gebeutelte palästinensische Zivilbevölkerung selbst in Geiselhaft. Hinter diesen menschlichen Schutzschilden schießt sie Raketen ab.“

Die Antwort Israels treffe alle Palästinenser*innen und werde sie noch weiter in die Arme der Hamas treiben. Aber Israel müsse sich wehren. Dass die Hamas dazu aufrufe, jüdische Einrichtungen in Deutschland zu attackieren, stelle die Bühne „an die Seite aller jüdischen Menschen in Deutschland“.

Krieg löse keine Probleme, sondern setze auf Eskalation. Das Theater, betont das Gorki, könne wenig mit Vereinfachern anfangen, es lebe von der Vielstimmigkeit, von der Auseinandersetzung, vom Streit. Aber „unsere Auseinandersetzungen mit den alten Kriegen helfen uns nicht bei diesem neuen. Das lässt uns am Sinn unserer Anstrengungen zweifeln. Vielleicht ist Zweifel gut, aber hüten wir uns vor Verzweiflung. Sie lähmt. Es gilt: Nur um der Hoffnungslosen willen ist uns die Hoffnung gegeben“.

In „The Situation“ von der in Jerusalem geborenen und in Berlin lebenden Dramatikerin und Regisseurin Yael Ronen agiert unter anderem ein Paar den jahrzehntelangen Konflikt als Beziehungskrise aus. Sie ist Israelin, er Palästinenser. Zu den Figuren zählen weitere Palästinenser*innen sowie ein Syrer. Der Stücktitel rührt daher, dass der Nahostkonflikt vor Ort auf Hebräisch und Arabisch schlicht als „the situation“ bezeichnet wird.

Derzeit geht das Gorki Theater in seinem 6. Berliner Herbstsalon (noch bis 10. Dezember) unter dem Titel „Lost – You Go Slavia“ vor dem Hintergrund des aktuellen Ukraine-Kriegs den Spuren der Kriege im Balkan und des Zerfalls Jugoslawiens sowie der Gäueltaten wie dem Massaker von Srebrencia nach und fragt, wie wir „all den Krisen bei uns und in der Welt“ begegnen. Von Yael Ronen stammt dazu das biografisch-politische Recherche-Stück „Common Ground“, das 2014 im Gorki Premiere feierte.