Goldene Löwen gehen an schwarze Künstlerinnen
Bei der Kunstbiennale in Venedig ging der Goldene Löwe für den besten nationalen Beitrag an die Britin Sonia Boyce und ihre Ausstellung „Feeling Her Way“ im britischen Pavillon.
Der Goldene Löwe für die beste Künstlerin ging an die US-Amerikanerin Simone Leigh, deren monumentale Skulptur einer schwarzen Frau den Auftakt zur zentralen Ausstellung im Arsenale bildet. Damit ehrte die Jury zwei international gefeierte schwarze Künstlerinnen mit den wichtigsten Preisen.
Im britischen Pavillon zeigt Sonia Boyce die Kraft weiblichen Gesangs, die Stimmen von fünf schwarzen Sängerinnen füllen die Räume über große Bildschirme. Durch ihre Zusammenarbeit mit anderen schwarzen Künstlerinnen, mache Boyce eine Vielfalt an ungehörten Geschichten zugänglich, heißt es unter anderem in der Begründung der Jury.
Ungehörte Geschichten transportiert über Gesang
Die Künstlerin und Professorin für Black Art und Design gilt seit Jahrzehnten als wichtige Vertreterin im Kampf um Anerkennung für Künstlerinnen und gegen Rassismus. Die Britin sieht in dem Preis auch ein Zeichen für die internationale schwarze Kunstszene. „Wir sind hier. Wir gehen nicht mehr weg“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Samstag nach der Auszeichnung in Venedig. „Es werden noch mehr fabelhafte Dinge passieren.“ Es gebe ungemein viele Talente unter schwarzen Künstlerinnen und Künstlern. „Ich kann es kaum erwarten, dass sich andere durchsetzen.“
Simone Leighs meterhohe, schwarze Bronzeskulptur „Brick House“ setzt den Ton im ersten Raum der von Biennale-Direktorin Cecilia Alemani kuratierten Ausstellung im Arsenale. Sie zeigt den Körper einer schwarzen Frau, deren Rock an eine afrikanische Lehmhütte erinnert.
Die Skulptur thronte zunächst an der High Line in New York. Simone Leigh bespielt in diesem Jahr auch den US-Pavillon. Der erinnert von außen, mit Bambusfasern bedeckt, ebenfalls an eine afrikanische Hütte. Leigh thematisiert mit ihren in den Giardini schon von Weitem sichtbaren mattschwarzen, teils auch in blau und weiß glasierten Skulpturen selbstbewusst Rolle und Aufbruch der schwarzen Community.
Damit gingen die wichtigsten Preise an zwei großartige Künstlerinnen, deren Beiträge bei dieser Biennale herausragen. Allerdings waren es auch in den vergangenen Jahren meist die großen westlichen Kunstnationen, deren Vertretern Ehrungen zuteil wurden. Zum besten Künstler der Zentralausstellung hat die Jury bei der Venedig Biennale 2019 etwa den US-amerikanischen Multimediakünstler Arthur Jafa gewählt.
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Weitere Auszeichnungen in Form einer besonderen Erwähnung gingen an die Länderbeiträge von Frankreich und Uganda. Frankreichs Pavillon, unter anderem kuratiert von den beiden neuen Direktoren des Hamburger Bahnhofs in Berlin, Sam Bardaouil und Till Fellrath, bespielt die französisch-algerische Künstlerin Zineb Sedira.
Uganda ist zum ersten Mal dabei
Der Preis für Uganda, das in diesem Jahr zum ersten Mal an der Biennale von Venedig teilnahm, ist eine willkommene Überraschung. Die Präsentation in den Räumen eines Palazzo in San Marco hat Aufmerksamkeit verdient. Gezeigt werden Arbeiten der Künstlerin Acaye Kerunen, die mit lokalen Handwerker:innen zusammenarbeitet und die deren Techniken und Umgang mit traditionellen, natürlichen Materialien in neue Zusammenhänge bringt. Dazu gesellen sich die Porträts schwarzer Menschen von Collin Sekajugo. Als Ausgangspunkt für Sekajugos Darstellungen dienen im Internet gefundene Stockfotos von Weißen.
Der Libanese Ali Cherri, Jahrgang 1976, wurde für seine Installation „Of Men and Gods and Mud“ im Arsenale als bester Nachwuchskünstler ausgezeichnet. Die Auswahl war sicher nicht leicht, es gibt viele bemerkenswerte Beiträge jüngerer Künstler:innen in dieser Ausstellung. Aber Cherris Kombination aus Filminstallation und Skulptur, eröffnet neue Sichtweisen auf die Folgen eines Staudammbaus.
Einen Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk erhielten am Samstag zudem die Düsseldorfer Künstlerin Katharina Fritsch sowie die chilenische Künstlerin Cecilia Vicuña.
In der fünfköpfigen Jury saßen neben Jurypräsidentin Adrienne Edwards aus den USA unter anderem der Kurator und baldige neue Leiter im Berliner Haus der Kulturen der Welt Bonaventure Soh Bejeng Ndikung und die Kunsthistorikerin Susanne Pfeffer, Direktorin des Museums für Moderne Kunst Frankfurt. (rieg/dpa)