Film über die Todesstrafe: Mohammad Rasoulof soll Oscar für Deutschland holen
Der Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ des vor einigen Monaten nach Deutschland geflohenen Iraners Mohammad Rasoulof soll für Deutschland ins Rennen um die Oscars gehen. Er wurde heute als deutscher Beitrag ausgewählt, wie German Films, die Auslandsvertretung des deutschen Films, in München mitteilte.
Rasoulof lebte bis zum Mai in Teheran, war lange mit Berufs- und Reiseverbot belegt und saß zeitweise im Gefängnis. Als das Islamische Revolutionsgericht ihn im Frühjahr zu weiteren acht Jahren Gefängnis verurteilte, entschied er sich schweren Herzens für das Exil. Ihm gelang die Flucht außer Landes. Nach der Weltpremiere seines neuen Films auf dem Festival in Cannes konnte der Regisseur seinen Spezialpreis der Jury für „The Seed of the Sacred Fig“ persönlich im dortigen Grand Théâtre Lumière entgegennehmen. .
Mit „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ kritisiert Rasoulof erneut das Mullah-Regime in aller Deutlichkeit. Wie schon in seinem Episodenfilm „Doch das Böse gibt es nicht“, mit dem er 2020 auf der Berlinale den Goldenen Bären gewann, geht es in dem Familiendrama, Rasoulofs zehnter Regiearbeit, um die Todesstrafe in seinem Heimatland.
Im Zentrum steht ein gewöhnlicher, streng gläubiger Beamter, der vom System befördert wird, weil er seinen Job als Ermittlungsrichter brav verrichtet: Er muss täglich zahlreiche Todesurteile unterschreiben. Seine Töchter verfolgen derweil die Frauenproteste auf der Straße. Es kommt zum erbitterten Streit zwischen den Generationen.
Der Filmtitel bezieht sich auf eine invasive Feigenart, die Bäume umschlingt und erwürgt – ein Sinnbild für das iranische Regime. In seiner Pressemitteilung nennt German Films das Drama ein „Psychogramm der auf Gewalt und Paranoia aufgebauten Theokratie des Iran“. Der meisterhaft inszenierte und berührend gespielte Film erzähle „auf subtile Weise von den Rissen innerhalb einer Familie, die stellvertretend sind für die Risse innerhalb der iranischen Gesellschaft“.
Das Material des von Rasoulof, einem der mutigsten Filmkünstler seines Landes neben Jafar Panahi, heimlich gedrehten Films war nach Hamburg geschmuggelt worden. Dort wurde die iranisch-französisch-deutsche Produktion dann fertiggestellt. (dpa/Tsp)