„Es ist ein beschissenes Gefühl, so in die Pause zu gehen“
Die Mienen waren ernst. So hatten sich die Füchse das Jahresende nun wirklich nicht vorgestellt. Zwei Heimspiele – das sollte eigentlich gleichbedeutend mit zwei Siegen sein. Dann aber reichte es vor Weihnachten gegen Balingen-Weilstetten nur für ein Unentschieden, stand vier Tage darauf eine Niederlage gegen die MT Melsungen zu Buche. Schöne Bescherung ist anders.
„In den letzten zwei Spielen haben wir es selbst zu verantworten, dass wir hier drei Punkte verlieren. Die kleinen Fehler fallen uns auf die Füße und trüben den Rückblick auf diese Saison“, sagte Trainer Jaron Siewert sichtlich verärgert.
Verärgert vor allem, weil es die Berliner in beiden Spielen selbst in der Hand hatten und dann nicht nur daran scheiterten, sich vorzeitig abzusetzen, sondern in den letzten Sekunden den entscheidenden Gegentreffer hinnehmen mussten. Weil die Qualität, auch enge Spiele gewinnen zu können, die die Mannschaft zu Beginn der Saison noch ausgezeichnet hatte, dem Team unterwegs irgendwie abhanden gekommen war.
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Dementsprechend angekratzt war die Stimmung. „Bis vor vier Tagen konnten wir richtig zufrieden sein, jetzt haben wir uns das selbst verbaut. Es ist ein beschissenes Gefühl, so in die Pause zu gehen. Das tut richtig weh und ist deprimierend“, sagte Kapitän Paul Drux und bekam Zustimmung vom Vorstand Sport Stefan Kretzschmar: „Das Resümee wäre am 22. Dezember noch ganz anders ausgefallen. Das trifft uns hart und hinterlässt einen negativen Beigeschmack zum Abschied in das neue Jahr. Jetzt sind wir natürlich sehr niedergeschlagen.“
„Mehr Kontinuität auf die Platte bringen“
Zwei Spiele – und anstatt mit sechs Minuspunkten in Schlagweite des Tabellenführers aus Magdeburg zu bleiben, reiht sich Berlin hinter den Verfolgern aus Flensburg und Kiel ein. Doch so schnell kann es im Handball nun einmal gehen, das hat die Bundesliga in dieser Saison einmal mehr unter Beweis gestellt. Da verlor der Rekordmeister gegen einen Aufsteiger, rutschten die Rhein-Neckar-Löwen ins untere Tabellenmittelfeld ab, musste der zuvor schadlos gebliebene und dominierende SCM zuletzt Punkte in Flensburg liegen lassen.
Was die Spielzeit bisher ebenfalls gezeigt hat, ist, dass der Kader der Füchse in der Breite noch nicht so äquivalent ist, wie gewünscht. Ohne die kreative Spielführung von Fabian Wiede oder die schier niemals enden wollenden Kraftanstrengungen von Paul Drux hat die Mannschaft Probleme, mit den Großen mitzuhalten. Die deutlichen Niederlagen gegen Magdeburg und Flensburg sind dafür exemplarisch. Auf der anderen Seite hat die komplette Mannschaft nicht unbegründet einen neuen Startrekord aufgestellt und durch eine schnelle und ansehnliche Art Handball zu spielen, begeistert.
„Da müssen wir nicht irgendwas neu erfinden, sondern nur das, was wir schon gezeigt haben, mit mehr Kontinuität auf die Platte bringen“, sagte Siewert im Hinblick auf die Aufgaben für das neue Jahr. „Jetzt ist die Zeit, aus den Fehlern zu lernen“, forderte zudem Vorstand Sport Kretzschmar. „Das entscheidet in der Liga über Platzierungen und Saisonziele.“
Nach dem frühen Aus im DHB-Pokal hat der Verein schließlich in der European League noch berechtigte Titelchancen. Als bisher einziges Team, das verlustfrei in der Gruppenphase steht, ist das Achtelfinale zumindest schon einmal greifbar. In der Liga geht es unterdessen darum, die Stellung unter den besten Vier zu verbessern. Während der SC Magdeburg an der Spitze bisher wenig Angriffsfläche bot, wird der Wettstreit um den zweiten Champions-League-Platz dafür umso interessanter.