Ein gefühlt sehr trauriges Jahr : Verstorbene Sportstars in 2025
Wie fast immer am Jahresende, wenn man der Verstorbenen gedenkt, entsteht das Gefühl, dass es in diesem Jahr besonders viele Verluste gegeben hat. Und wie fast immer ist man im Dezember bei einigen, die von uns gegangen sind, schon fast wieder in Vergessenheit geraten. Daher möchten wir hier mit einer Auswahl – die bei Weitem keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt – an Prominente aus dem Sport erinnern, die im Jahr 2025 verstorben sind.
Agnes Keleti, verstorben am 2. Januar

© dpa/Christian Kolbert
Ende November schien die Welt der Eisbären Berlin noch in Ordnung. Bei der Gala zur Wahl der besten Berliner Sportler wurden das Team als beste Mannschaft und Serge Aubin als bester Trainer ausgezeichnet. Mit auf der Bühne stand Tobias Eder, bei dem im Sommer ein bösartiger Tumor diagnostiziert worden war. Sichtlich bewegt sprach er von seiner Hoffnung, 2025 wieder aufs Eis zurückzukehren – ein Moment des Aufbruchs nach schweren Monaten.
Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Als die Eisbären Ende Januar ein Auswärtsspiel verlegten, weil die Mannschaft emotional nicht spielfähig war, deutete sich bereits an, wie schlecht es Eder ging. Wenig später gab der Klub seinen Tod bekannt. Tobias Eder wurde nur 26 Jahre alt. Die Anteilnahme war riesig – von Fans, Vereinen und Spielern in ganz Eishockey-Deutschland.
Seit der Diagnose hatten Mitgefühl und Unterstützung eine besondere Dimension erreicht. Fans stimmten in einem Spiel in der 22. Minute Sprechchöre an, Klubs wie Düsseldorf, Mannheim oder Köln beteiligten sich mit Aktionen und Spenden. Die Eisbären selbst sind seit Jahren engagiert im Kampf gegen Krebs, Eder war zuletzt sogar Botschafter für Männergesundheit.
Sportlich war Eder für Berlin ein Glücksgriff. Nach seinem Wechsel von der DEG entwickelte er sich zu einer wichtigen Säule, wurde zweitbester Torschütze der Hauptrunde und Teil der Meistermannschaft. Trainer Aubin sagte: „Er passt hier perfekt rein.“ Doch Eder überzeugte nicht nur durch Zahlen, sondern durch Intelligenz, Persönlichkeit und Teamgeist.
Im Sommer hatte er sich mit seiner Freundin Ina verlobt. Er hatte noch viel vor – sportlich wie privat. Diese Zukunft wurde ihm genommen. Sein Tod hinterlässt eine tiefe Lücke bei den Eisbären, in der Liga und bei allen, die ihn kannten. (Benedikt Paetzholdt)
Volker Roth, verstorben am 17. Februar

© Matthias Balk/dpa
Der langjährige Bayern-Vereinspräsident starb rund einen Monat nach seinem 85. Geburtstag. Der gebürtige Augsburger war mehr als drei Jahrzehnte lang in diversen Funktionen an der Spitze der Bayern aktiv. „Mit ihm als Präsident ist unser Klub in neue Sphären vorgestoßen“, sagte sein langjähriger Weggefährte Uli Hoeneß.
„Fritz Scherer war ein Architekt des heutigen FC Bayern“, lobte Klubchef Herbert Hainer. Der Hochschul-Professor für Betriebswirtschaftslehre war von 1979 bis 1985 Schatzmeister der Bayern. Danach wurde er Präsident – in jener Zeit wurden die Münchner Rekordmeister. 1994 löste ihn Franz Beckenbauer an der Spitze des Vereins ab. Bis 2012 machte Scherer als Vizepräsident weiter. Außerdem gehört er viele Jahre dem Aufsichtsrat an.
„Viele Meilensteine des FC Bayern sind eng mit dem Namen Fritz Scherer verbunden. Er verdient den allerhöchsten Respekt“, sagte der langjährige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge in einer Mitteilung. Scherer hinterlässt seine Frau Claudia, seine Tochter Katja und zwei Enkelinnen. (dpa)
Doris Fitschen, verstorben am 15. März

© Oliver Multhaup/dpa
Der einstige Förderer von Michael Schumacher starb im Alter von 76 Jahren nach einer Krebserkrankung im Kreise seiner Familie in Kapstadt. Erst im Dezember hatte der exzentrische Ire öffentlich gemacht, an Prostata- und Blasenkrebs zu leiden. „Es war ziemlich aggressiv“, sagte Jordan später in einem Podcast und sprach von „sehr dunklen Tagen“.
Jordan war der Gründer und langjährige Chef des Rennstalls Jordan Grand Prix. In den frühen 1990er Jahren ermöglichte er Michael Schumacher dessen Einstieg in die Formel 1. Der spätere Rekordweltmeister absolvierte 1991 in Spa-Francorchamps sein erstes und einziges Rennen für das Team. Auch Ralf Schumacher zeigte sich tief betroffen und dankte Jordan öffentlich dafür, ihm den Start in die Königsklasse ermöglicht zu haben.
Als Fahrer war Jordan zuvor in unteren Klassen aktiv, ehe er erkannte, dass seine Zukunft als Teamchef lag. 1991 wagte er den Schritt in die Formel 1. Mit Kreativität, Risikofreude und exzentrischem Auftreten schrieb Jordan zahlreiche Geschichten. Sein Team feierte vier Grand-Prix-Siege, zwei davon 1999 durch Heinz-Harald Frentzen. Jordan hatte ein besonderes Gespür für Talente: Für ihn fuhren unter anderem Damon Hill, Rubens Barrichello, Eddie Irvine sowie mehrere deutsche Piloten.
Finanziell konnte Jordan langfristig nicht mit den großen Werksteams mithalten. 2005 verkaufte er den Rennstall, blieb der Formel 1 jedoch als TV-Experte erhalten. Mit pointierten Kommentaren sorgte er auch abseits der Strecke für Aufmerksamkeit, ehe er sich im Alter zurückzog. (dpa)
George Foreman, verstorben am 21. März

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Der langjährige Fußball-Trainer des TSV 1860 München starb im Alter von 76 Jahren in Wasserburg am Inn. Seinen Lebensabend verbrachte er in Waging am See, in einer Ferienwohnung auf einem Campingplatz mit Blick auf die Chiemgauer Alpen, zusammen mit Freundin Brigitte und Hund Jackson. Noch im Sommer leitete er dort gemeinsam mit Dieter Eckstein eine Fußballschule für Kinder.
Geboren in Welver als ältestes von sieben Kindern, lernte Lorant zunächst Maler und Anstreicher, bevor er als Defensivspieler für Borussia Dortmund, Rot-Weiss Essen und Eintracht Frankfurt auffiel – schonungslos, mit kraftvollen Grätschen und seiner markanten Starkstromfrisur. Auch als Trainer war er kompromisslos: Von 1992 an führte er die „Löwen“ unter Präsident Karl-Heinz Wildmoser von der Dritten Liga bis fast in die Champions League. Höhepunkt war die Saison 1999/2000 mit zwei Derbysiegen gegen Bayern und der Qualifikation für die Königsklasse. Sein Erfolgsgeheimnis? „Ich wechsle nur aus, wenn sich einer ein Bein bricht“, lautete sein legendärer Spruch.
2001 endete Lorants Zeit in München im Streit mit Wildmoser. Nach Stationen in der Türkei, Südkorea, China und Iran fand er schließlich seine Ruhe in Waging. Lorant kritisierte die heutige Spielergeneration als unselbstständig und von fehlender Einstellung geprägt: „Die meisten können sich noch nicht einmal selber eine Wohnung suchen.“
Er hatte sich alles erarbeiten müssen, träumte noch, 100 Jahre alt zu werden – doch daraus wurde nichts. Der TSV 1860 würdigte ihn: „Er hat tiefe Spuren hinterlassen. Unsere Anteilnahme gehört seiner Familie. Ruhe in Frieden!“ (dpa)
Diogo Jota, verstorben am 3. Juli

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Wer sich in den 1990er-Jahren für Wrestling interessierte, kam an Hulk Hogan nicht vorbei. Mit seinen gelben Hosen, Bandanas und dem markanten Schnurrbart löste er den Wrestling-Hype in Deutschland aus. Über zwei Meter groß, Oberarme wie Oberschenkel, theatralische Gesten – im Englischen nennt man das „larger than life“.
Der 71-jährige US-Amerikaner, als Terry Gene Bollea in Georgia geboren, starb in seinem Haus in Clearwater, Florida, offenbar an einem Herzstillstand. Hogan war mehr als ein Sportler: Er prägte die World Wrestling Federation (WWF, heute WWE) und machte sie zu einer globalen Marke. Seine spektakulären Auftritte, das Publikum anheizen, das Hemd zerreißen – die „Hulkamania“ faszinierte Millionen.
Hogans Karriere war von Theatralik und Erfolg geprägt. Er beendete 2012 offiziell seine Laufbahn, nach jahrzehntelangem Ruhm und harten Kämpfen. Ein Einschnitt war ein 2012 von dem Klatschblog „Gawker“ geleaktes privates Video, das ihn verklagen ließ und 31 Millionen US-Dollar Schadensersatz einbrachte – Gawker musste Konkurs anmelden.
Trotz seines Vermögens suchte Hogan weiter öffentliche Aufmerksamkeit. Er tauchte wiederholt bei WWE-Events auf und engagierte sich politisch, insbesondere für Donald Trump. 2024 trat er auf dem Parteitag der Republikaner auf, riss sich ein T-Shirt vom Leib, um seine Unterstützung zu zeigen. Bei Wrestling-Fans stieß dies auf Kritik, 2025 wurde er gnadenlos ausgepfiffen.
Trump würdigte Hogan als „stark, zäh, klug, mit dem größten Herzen“ und nannte ihn einen „großartigen Freund“. Hogan hinterlässt ein Erbe als Wrestling-Ikone, Popkulturfigur und kontroverse Persönlichkeit, die weit über den Ring hinaus wirkte. Sein Tod markiert das Ende einer Ära im Sport und Entertainment. (Johannes Altmeyer)
Laura Dahlmeier, verstorben am 28. Juli

© IMAGO/Beautiful Sports
Der ehemalige Nationalspieler und Weltmeister von 1990 starb im Alter von 67 Jahren. Mill erlitt Ende Mai 2025 in Mailand einen Herzinfarkt und erlag an den Folgen. Damit ist er gut eineinhalb Jahre nach Andreas Brehme der zweite Spieler aus dem WM-Kader von 1990, der verstorben ist.
Borussia Dortmund würdigte den Offensivspieler als „Schlitzohr auf dem Rasen und wunderbaren Gesprächspartner außerhalb des Spielfelds“, so Vereinsboss Hans-Joachim Watzke. Präsident Reinhold Lunow nannte Mill einen seiner Helden, ohne den der BVB „nicht da stünde, wo wir heute sind“.
Geboren 1958 in Essen, begann Mill mit sechs Jahren beim BV Eintracht 1916, wechselte mit 14 zu Rot-Weiss Essen und erzielte 1980/81 in der 2. Liga 41 Tore. Es folgten Stationen bei Mönchengladbach, Dortmund und Fortuna Düsseldorf, insgesamt 123 Tore in 387 Bundesligaspielen. Essens Vorstandsmitglied Alexander Rang betonte Mills Bodenständigkeit und positiven Einfluss auf Verein und Ruhrgebiet.
Unvergessen bleibt sein spektakulärer Pfostenschuss im Bundesliga-Auftaktspiel 1986/87 für Dortmund gegen Bayern München. Nach einem Solo durch die Abwehr traf Mill allein vor dem leeren Tor nur den Pfosten – eine Szene, die als einer der berühmtesten Fehlversuche der Bundesliga-Geschichte gilt.
Mill, auch „Franky“ genannt, spielte oft ohne Schienbeinschoner („Hängesocke“) und war für seine Schlitzohrigkeit bekannt. International brachte er es auf 17 Länderspiele, war Teil der Olympia-Kader 1984 und 1988 und gewann 1988 Bronze. 1990 gehörte er zum Weltmeister-Kader, ohne eingesetzt zu werden.
In seiner Autobiografie „Frank Mill – Das Schlitzohr des deutschen Fußballs“ (2017) sprach er offen über Karriere, Rückschläge und einen einmaligen Doping-Vorfall. Nach der aktiven Zeit war er kurz Manager bei Fortuna Düsseldorf, später Unternehmer und Gründer der „Frank Mill Fußballschule“ für Kinder, Jugendliche und Integration. Bis zuletzt spielte er für die BVB-Traditionsmannschaft.
Privat lebte Mill in Essen und häufig auf Sizilien. Aus seiner Ehe mit Beate, die 2006 starb, gingen zwei Kinder hervor. Fußball-Deutschland verliert mit ihm einen Spieler mit Ecken und Kanten, der den Sport lebte und prägte. (dpa)
Karl Quade, verstorben am 26. Dezember
Das große Quiz Wie gut wissen Sie über das Sportjahr 2025 Bescheid? Fußballfeste, große Emotionen und ein bisschen Magie Das waren unsere Berliner Sportmomente 2025
Seine Nähe zum Sport war geprägt von eigener Erfahrung und Verantwortung. Quade arbeitete an der Deutschen Sporthochschule Köln, im Bundesinstitut für Sportwissenschaft und im Bundesministerium des Innern, wodurch er Wissenschaft, Sportpolitik und Praxis verband. Er war Zeitzeuge der Paralympics-Geschichte, erlebte frühe Spiele ohne Barrierefreiheit und erinnerte sich an improvisierte Lösungen 1996 in Atlanta.
Favoriten waren für ihn Sydney und London, besonders die Sommerspiele in London: volle Stadien, mediale Aufmerksamkeit und herausragende Leistungen von Athleten wie Heinrich Popow oder Markus Rehm. Pragmatismus prägte ihn: Funktionierende Unterkünfte, Transport und verletzungsfreie Teams waren ihm wichtiger als große Worte.
2022 war Quade maßgeblich an der Entscheidung beteiligt, russische und belarussische Athletinnen und Athleten nach dem Überfall auf die Ukraine von den Spielen auszuschließen. Sein Wirken bleibt Verpflichtung und Vorbild. Quade lebte den paralympischen Sport, war authentisch, klar und engagiert – für Athleten, für den Sport, für Haltung. Sein Vermächtnis bleibt in den Strukturen, Erfolgen und der Haltung des deutschen paralympischen Sports spürbar. (Claudia Kleist)