Diva mit Humor

Deutliche Worte sind wie eh und je das Ding der Diva. „Diese neuen drakonischen Anti-Abtreibungsgesetze zeigen die Verachtung der Republikaner für Frauen“, hat Barbra Streisand vor kurzem getwittert. Und als Tochter jüdischer Eltern aus Brooklyn, deren Vorfahren aus Galizien nach New York einwanderten, hat sie natürlich auch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf Twitter verdammt.

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Barbra Streisand, die an diesem Sonntag 80 Jahre alt wird, ist Demokratin. Die für ihre Wohltätigkeitsprojekte wie für ihren kritischen Geist bekannte Künstlerin hat sich auch immer wieder aktiv für die Demokratische Partei engagiert.

Die Entertainerin gehört zu den großen Gestalten des US-Showbiz. Als Sängerin, Schauspielerin und Regisseurin ist sie seit sechzig Jahren im Geschäft. Barbra Streisand verkaufte mehr Alben als die Beatles. Sie wurde vom Grammy über den Tony Award bis zum Oscar und der US-Freiheitsmedaille mit allen nur denkbaren Auszeichnungen überhäuft. „Woman in Love“, „Enough is Enough“, „People“, „Send In The Clowns“, „Papa, Can You Hear Me“: Ihr Name ist mit Musical-, Film- und Charterfolgen verknüpft. Mit sämigen Schnulzen, Discostampfern und der hinreißenden Ballade „The Way We Were“ aus dem gleichnamigen Filmmelodram.

Lieblingspartner Robert Redford

In der Romanze von Sydney Pollack spielt sie 1973 die jüdische Marxistin und Friedenskämpferin Katie, die in der McCarthy-Ära keine Kompromisse eingehen will. Den Mann an ihrer Seite verkörpert Robert Redford, der zu Streisands schauspielerischen Lieblingspartnern zählte. Obwohl sich Ryan O’Neal in Peter Bogdanovichs Komödienklassiker „Is’ was, Doc?“ und Omar Sharif in „Funny Girl“ auch gut an ihrer Seite machten. All das bevor sie sich in ihrem Regiedebüt „Yentl“ 1983 selbst in der Hauptrolle eines jüdischen Mädchens besetzte, dass sich in Jungenverkleidung aus den Fesseln der Tradition befreit.

Die Streisand! Auf Schulhöfen in der norddeutschen Provinz einst auch als „Streusand“ bekannt. Als sie 2013 zum zweiten Mal überhaupt ein Konzert in Berlin gibt, zahlt das Publikum in der Arena am Ostbahnhof Mondpreise in den ersten Reihen und erhebt Standing Ovations zum Dauerzustand. Weltstar-Flirren liegt in der Luft. Wie sonst nur bei Liza Minelli im Friedrichstadt-Palast. Eine Entertainerin hält Hof. In Glitzeroben gehüllt, in den besten Momenten das flüssige Gold von einst in der Kehle. In ihrer jahrzehntelang mit theatralischem Gesangsstil ausgeübten Funktion als Pathos-Queen ist die Schwulenikone auch selbstironisch aufgelegt. Besonders wenn es um den unverzichtbaren Teleprompter geht, der der notorisch lampenfiebrigen Entertainerin Liveauftritte überhaupt erst ermöglicht. „Mein Rettungsanker“ nennt Barbra Streisand ihn.

Album “Release Me 2”

Das Innehalten in der Corona-Pandemie hat der Star zur Werk-Durchsicht genutzt. Streisands 2021 erschienenes Album „Release Me 2“ versammelt B-Seiten aus mehreren Jahrzehnten. Und auch die Autobiografie der Künstlerin soll kurz vor der Fertigstellung stehen. Das muss für die Frau eine rechte Erleichterung sein. In „USA Today“ hat sie jüngst in einem ihrer seltenen Interviews gesagt, dass sie „gern in der Gegenwart lebt“. Barbra Streisand hat schon immer Sinn für Humor gehabt.