Entdecken und etablieren: Die siebte Ausgabe der Kunstmesse Art Düsseldorf

Von weitem wirkt der Teppich mit seinen verschlungenen Mustern einladend weich. Er hängt an der Wand, an manchen Stellen blitzt es im Licht der Art Düsseldorf zwischen den Wollschlingen dann allerdings verdächtig auf.

Ein Blick von der Seite offenbart, dass Yasemin Baydar und Birol Demir, die sich als Künstlerduo mentalKlinik nennen, die Brücke mit lauter kegelförmigen Spitzen aus Bronze versehen haben. Das gute Stück ist dadurch, je nach Perspektive, wehrhaft oder gefährlich geworden.

Baydar und Demir, beide aus Istanbul, kamen schon 2011 auf den Gedanken, ihre Arbeit „Untitled 337“ anzufertigen. Die Galerie Pilevneli kombiniert sie nun mit großen, ganz frischen Bildern von Serkan Sarier, auf denen Soldaten und Schwäne sterben oder sich muskulöse Gestalten in Schutzmontur derart ineinander verkeilen, dass man zwischen Sport und Mord nicht mehr unterscheiden kann.

Am Stand der Istanbuler Galerie herrscht Krieg. Nicht nur, es gibt durchaus smarte Werke etwa von Lal Batman, die sich auf den zweiten Blick jedoch ebenfalls als komplexe malerische Psychogramme erweisen. Auf jeden Fall ist man nicht dazu bereit, das politische Geschehen auf der Kunstmesse auszuklammern.

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Mut zu unbequemen Themen

Den Mut zu unbequemen Themen beweisen zahlreiche der 108 teilnehmenden Galerien. Es ist die siebte Ausgabe der Art Düsseldorf, die junge Messe entwickelt sich in jeder Hinsicht: qualitativ, ihr VIP-Programm betreffend und schließlich mit Blick auf die Sponsoren.

Zu letzteren gehört nun die Essener National-Bank, die eine famose Kunstsammlung besitzt. Die Zahl der Zusagen von internationalen Sammlern und Sammlerinnen erreicht mit 500 einen Rekord, die Aussteller selbst reisen aus Japan, Südafrika, Korea oder Kuwait an. Dennoch betont Messedirektor Walter Gehlen, wie herausfordernd die Zeiten aktuell sind. Und dass sich die Art Düsseldorf wohl deshalb insgesamt etwas weniger experimentell als in den Vorjahren ausnimmt.

Die Brust ist verpixelt

Dennoch sieht man, von einigen hyperdekorativen Ausnahmen abgesehen, viel Spannendes. Junge Positionen sind besonders bei jenen Galerien vertreten, die an den kuratierten Sektoren „Liminal State“ oder „Love ist the Answer“ teilnehmen und dafür Messestände zu reduzierten Preisen erhalten.

Bei Judith Andreae aus Bonn prangt eine großflächige Wandarbeit der in Berlin lebenden Künstlerin Esra Gülmen, die ihren Oberkörper abbildet. Die rechte Brust lugt aus dem Bikini, Gülmen hat sie social-media-konform verpixelt. Davor steht als zweite Arbeit eine knallrote Wippe mit den Statements „Ich liebe dich“ und „Ich brauche meinen Freiraum“ auf den Sitzflächen. Für die Balance solcher Bedürfnisse müssen die Wippenden sorgen, das Kunstwerk darf benutzt werden.

Die Skulptur wurde gleich zur Eröffnung von den Freunden des Kunstpalastes angekauft. Ihr Aufkleber findet sich mehrfach auf der Messe und dokumentiert, wie stark die Art Düsseldorf in der lokalen Kunstszene verankert ist.

Allein 34 Galerien aus dem Rheinland sind vertreten, darunter big player wie Ludorff, die gerade 50-jähriges Jubiläum feiern und neben Rupprecht Geigers leuchtender Farbserigrafie „Colour in the Round“ von 1969 für 5900 Euro ein Gemälde von Cornelia Schleime (45.000 Euro) anbieten.

Ein Hingucker in Gelb

Weit tiefer muss in die Tasche greifen, wer am Stand von Setareh (Düsseldorf/Berlin) ein monumentales Bild von Otto Piene erwerben will. 750.000 Euro kostet das Werk, ein Hingucker in intensivem Gelb.

Andere Klassiker sind bescheidener, was Maße und Preise anbelangt: So kosten bei der Galerie Nothelfer Bilder des informellen Malers Fred Thieler ab 11.000 Euro. Bei Thomas Schulte bekommt man die großen, abstrakten Linienbilder des inzwischen 74-jährigen Künstlers Paco Knöller ab 13.000 Euro – wenn es noch welche gibt, zwei waren gleich zur Eröffnung weg, ein drittes wurde reserviert.