Die wichtigsten Kinostarts der Woche: Ein Liebes-Dreieck im Jenseits, queere Mütter und umstrittene Nonnen

Nach dem Tod, so sagt man, trifft man (je nach Lebensführung) die Geliebten im Jenseits wieder. Aber was, wenn dort gleich mehrere Verflossene warten? Dieser Frage geht David Freynes „Eternity“ nach, während Alice Douard in „15 Liebesbeweise“ die diesseitigen Probleme queerer Mutterschaft skizziert. Zwischen Dies- und Jenseits bewegt sich Teona Strugar Mitevskas Biopic über das Leben von Mutter Teresa.

Was diese Woche sonst noch sehenswert ist, lesen Sie hier.

1 Stromberg – Wieder alles wie immer

Bernd Stromberg, von Christoph Maria Herbst als Karikatur eines Großmauls und Kleingeistes verkörpert, wirkt wie völlig aus der Zeit gefallen. Zu sexistisch, xenophob und verächtlich klingen seine Kommentare.

Doch in Wahrheit ist Stromberg alles andere als anachronistisch. Im Weißen Haus regiert ein Politiker, der Frauen herabwürdigt, Migranten jagen lässt und sich für den erfolgreichsten Präsidenten aller Zeiten hält. Nun ist Herbst als Ekel zurück, mit dem Film „Stromberg – Wieder alles wie immer“.

Noch einmal kommen der dysfunktionale Bürochef und die Kernkräfte seines Teams zusammen, für die nostalgische Fernsehshow „Stromberg – das Wiedersehen“.

Der Film ist eine Mediensatire, in der die Kritik an den Witzen, die Stromberg reißt, gleich mitgeliefert wird. Was „nicht mehr geht“, „nicht mehr gesagt werden kann“, wird ausführlich diskutiert.

So verbleibt der Film auf Hinterbühnen und in einer Hotelbar, kommt nur schwer in Fahrt. Stromberg hat geprahlt, nun in einem Chefzimmer der Firma „alpha“ zu residieren. In Wirklichkeit besitzt er kein Büro und fungiert in Videos („Lernt von Bernd“) als abschreckendes Beispiel.

Vor den Augen seiner einstigen Untergebenen gedemütigt, randaliert Stromberg, kapert ein Auto, verursacht einen Unfall und flieht zu Fuß weiter. In Rage verletzt er einen Jugendlichen mit einer zerbrochenen Flasche.

In der schönsten Szene schenkt Stromberg seinen Mantel wie einst Sankt Martin einem Obdachlosen. Dann umarmt er ihn: „Du musst dir mal ein Wunderbäumchen umhängen.“ Böse Bemerkungen kann sich dieser Mann nicht verkneifen. Auch wenn in ihm ein Heiliger steckt. (Christian Schröder)

Eine vollständige Rezension lesen Sie hier.

2 15 Liebesbeweise

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Ein Riss zieht sich durch das Haus der Familie Borg. Eine etwas plakative Metapher für die Konflikte und Trauma, die es durch die Jahrzehnte miterlebt hat. Doch Joachim Trier beschreibt die Verletzungen und Enttäuschungen überaus nuanciert.

Vater Gustav (Stellan Skarsgård), einst erfolgreicher Filmemacher, hat seine beiden Töchter früh verlassen. Nach dem Tod der Mutter kehrt er zurück, um die entfremdete Nora (Renate Reinsve) für die Hauptrolle in seinem Comeback zu gewinnen: Sie soll seine eigene Mutter spielen, die im Elternhaus Suizid begangen hat.

Skarsgård verkörpert diesen Patriarchen mit so maßloser, auf naive Weise auch einnehmender Selbstüberschätzung, dass seine hünenhafte Gestalt fast unbeholfen wirkt. Trier versteht es aber, seine Darstellerinnen und Darsteller ohne große Worte zum Reden zu bringen. 

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„Sentimental Value“ zeigt auf berührende Weise, dass familiäre Konflikte zur Emanzipation von den Eltern und zur Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen dazugehören. Sein großartiges Ensemble trägt dieses komisches Drama über die therapeutische Wirkung der Kunst. (Andreas Busche)

Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie hier lesen.

4 Teresa: Ein Leben zwischen Licht und Schatten

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Das Leben nach dem Tod ist komplizierter, als Larry (Miles Teller) dachte. Hochbetagt ist er bei einer Familienfeier an einer Brezel erstickt, nun erwacht er als junger Mann – jeder Verstorbene lebt als glücklichste Version seiner selbst weiter – im „Hub“, einer Mischung aus monströser Hotelanlage, Touristikmesse und Dauerwerbesendung.

In diesem Transitbereich soll er sich für eine von unzähligen Varianten des ewigen Lebens entscheiden. Der Haken: Die Entscheidung ist unwiderruflich.

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Noch komplizierter wird es, als Joan (Elizabeth Olsen) im Jenseits ankommt, mit der er seit 65 Jahren verheiratet war. Doch auf eine gemeinsame Ewigkeit mit Joan hofft nicht nur Larry, sondern auch Joans erster, im Koreakrieg gefallener Ehemann Luke (Callum Turner), der 67 Jahre auf seine große Liebe gewartet hat.

Mit leichter Hand und feiner Ironie verflicht der Ire David Freyne große Themen am Beispiel des schier unauflöslichen Liebes- und Streit-Dreiecks zum ebenso ergreifenden wie komischen Afterlife-Film.

Das Hauptdarsteller-Trio ist klasse. Noch besser: Da’Vine Joy Randolph und John Early sind als scharfzüngige Berater für jenseitige Angelegenheiten zum Niederknien lustig. (Jörg Wunder)

6 Welcome Home Baby

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Am 11. Juni 1961 bebten die Täler in Südtirol. In der „Feuernacht“ sprengte der „Befreiungsausschuss Südtirol“ rund 40 Strommasten, damit sich „die in Mailand den Arsch im Dunkeln abwischen müssen“.

Sie sind nicht fein, die deutschsprachigen Südtiroler, besonders nicht im Umgang mit den Italienern, die ihr Land nach dem Ersten Weltkrieg annektierten und die Einheimischen weiter benachteiligen.

Mitten im Konflikt: zwei gegensätzliche Brüder. Anton, der den Hof mit seiner Frau Anna führt und dort ein gutes Leben will, und Paul, der plant, in München Kunst zu studieren. Er sitzt schon im Bus, da beginnen die Carabinieri mit aller Härte, die Situation in den Griff zu bekommen. Er bleibt aus Verantwortungsgefühl.

Ein Fehler, denn nun wird er erpresst, seinen geflohenen, sich immer weiter radikalisierenden Bruder auszuliefern. Es ist herzzerreißend zu sehen, wie Paul zerrieben wird zwischen Repression und dem emotionalen Druck, dem er von verschiedensten Seiten ausgesetzt ist und zu wissen, dass er noch nicht zu der Generation gehört, die das zunehmende Blutvergießen zu stoppen vermag. (Ingolf Patz)