Die Partitur erwacht zu feurigem Leben

Mit der Sommerakademie haben sich die Wiener Philharmoniker ihren eigenen Nachwuchspool aufgebaut. Junge Musikerinnen und Musiker bewerben sich, teils per Video. Von ihnen werden rund 70 ausgewählt, um mehrere Wochen parallel zu den Salzburger Festspielen zu proben, betreut von Mitgliedern des Wiener Spitzenorchesters. Eine einzigartige Lebenschance – „Was wir dabei lernen, bleibt letztlich ein Mysterium, aber es hat auch ganz konkret mit Tongebung und Phrasierung zu tun“, erzählt ein junger Musiker statt zur Eröffnung des Konzerts bei Young Euro Classic. Es ist die erste Auslandsreise für die Sommerakademie überhaupt.

Scharf und präzise

Zu hören ist im Konzerthaus schon in den ersten Sekunden, nämlich bei den Celli in Zoltán Kodálys „Tänzen aus Galánta“, dass die Arbeit mit den Wiener Philharmonikern offenbar reiche Früchte trägt. Scharf und präzise ist der von Tomás Hanus dirigierte Klang, vital und so hochkonzentriert in der Detailarbeit und in den Soli (die Flöte!), dass man nicht meint, ein Jugendorchester vor sich zu haben. Die überaus farbenreiche Partitur von Kodály erwacht zu feurigem Leben.

Gespielt werden ausschließlich Stücke von Komponisten aus der Donaumonarchie – auch wenn Joseph Haydn die „Sinfonia concertante“ in London geschrieben hat. Der Genrebegriff bezeichnet ein Orchesterstück mit mehreren solistischen Instrumenten. Robert Amadeo Sanders (Geige) dominiert mit kantablem Strich die Aufführung, die Partitur gibt es so vor, aber auch Benedikt Sinko (Cello), Katharina Kratochwil (Oboe) und vor allem Traian-Petroniu Sturza (Fagott) können Akzente setzen.

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Wie fast immer hat Antonín Dvorák auch in seiner 8. Symphonie herrliche, herzerweiternde Melodien und Themen erfunden, und auch hier stimmen die Celli das Hauptthema an. Dirigent Hanus hat, ein Wermutstropfen, die Dynamik des Blechs nicht unter Kontrolle, es zersprengt regelmäßig die feine Balance. Gelegenheit zum Ausruhen gibt das leichtfüßige Adagio, das Scherzo scheint die weitausschweifende Empfindung von Dvoráks letzter Symphonie „Aus der Neuen Welt“ schon vorwegzunehmen. Was die Trompeten eigentlich können, zeigen sie kurz zu Beginn des ungetrübten Jubelfinales, das die Akademie mit sehnigem, nie zersplitterndem Streicherklang spielt. Als Zugabe der 15. Slawische Tanz, und das fetzt jetzt richtig. Von Dvorák kann man eben nie genug bekommen.